Vorwort
Geschätzte Leser!
„Ich muss es sagen:
Ich schäme mich, US-Amerikaner zu sein.“
Damit beginnt der investigative
US-Reporter Dave Lindorff seinen
Artikel indem er 11 Gründe dafür auflistet.
Abgesehen vom
letzten und elften Grund, wobei Lindorff aus meiner
Sicht ein falsches Bild der
Ursachen des Klimawandels zeichnet,
kann ich jedem Punkt vollinhaltlich
zustimmen.
Intensiv und anschaulich, wird von
jemanden der es wissen muss,
da er in den USA lebt und mit offenen Augen die
Entwicklungen
betrachtet, die Stimmung und die fortschreitende Destabilisierung
Amerikas beschrieben. Was vielen von uns bereits bekannt ist,
wird hier
vertieft und es wird überdeutlich, dass das Rattenpack
in Washington längst
schon die Demokratie abgeschafft und durch
einen lupenreinen Faschismus (Faschismus an der Macht sei
„die offene,
terroristische Diktatur der reaktionärsten,
chauvinistischsten, am meisten
imperialistischen Elemente
des Finanzkapitals.“ Georgi Dimitrov (1882-1942) Politiker und
von 1946-1949 bulgarischer
Ministerpräsident, (Wikipedia)
ersetzt hat.
Es ist gut, dass wir uns auch im neuen
Jahr nichts vormachen
und den Tatsachen auch weiterhin mutig begegnen, was bedeutet:
Personen
und Dinge beim Namen zu nennen, bis sie im Lichte
der Wahrheit für die ganze
Menschheit kenntlich sind und
bis sich die Verbrecher für ihre Verbrechen
vor der Menschheit und vor einem Weltgericht verantworten müssen.
2015 das Jahr der Wahrheit steht ante portas und damit
2015 das Jahr der Wahrheit steht ante portas und damit
weitere Enthüllungen, bis das Gute über das Böse triumphiert.
"Nur das Gute, wenn es auf das Böse stößt und von diesem
"Nur das Gute, wenn es auf das Böse stößt und von diesem
nicht angesteckt wird, besiegt das Böse.“ Lew Nikolajewitsch
Graf Tolstoi, russischer Schriftsteller (1828 -1910)
In Liebe
Jahn J Kassl
Graf Tolstoi, russischer Schriftsteller (1828 -1910)
In Liebe
Jahn J Kassl
Meine elf Gründe, mich dafür zu
schämen, dass ich US-Amerikaner bin
schämen, dass ich US-Amerikaner bin
Der investigative US-Reporter Dave
Lindorff nennt
elf Gründe dafür, dass er sich schämt, US-Amerikaner zu sein.
Von Dave Lindorff
elf Gründe dafür, dass er sich schämt, US-Amerikaner zu sein.
Von Dave Lindorff
09.12.14
Ich muss es sagen: Ich schäme mich, US-Amerikaner zu sein.
Das fällt mir nicht leicht, weil ich auch schon an ziemlich üblen
Plätzen im Ausland gelebt habe und es immer noch eine Menge
Gutes und viele bemerkenswerte Menschen in unserem Land gibt.
Ich bin aber zu dem Schluss gelangt, dass die heutigen USA ein
kranker und zerrütteter Staat sind, in dem das Böse und nicht
das Gute überwiegt.
Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich auch schon früher
wiederholt über unser Land entsetzt war. Das erste Mal im
Alter von 17 Jahren, als ich begriff, welche Gräueltaten die
USA auch in meinen Namen gegen das vietnamesische Volk
begingen – im Süden mit Vergewaltigungen, mit der mörderischen
Zerstörung von Bauerndörfern und mit dem Abwurf von
Napalm-Bomben, in deren Feuerwalzen auch viele Kinder
verbrannten (s. http://www.welt.de/geschichte/article114225870/Die-ganze-Story-um-das-Foto-vom-Napal-m-Maedchen.html ), und im Norden
mit Bombenteppichen, die auch viele Deiche, Schulen und
Krankenhäuser zerstörten. Ich war erschüttert und wütend,
als ich später erfuhr, dass die US-Regierung während des Zweiten
Weltkriegs eingebürgerte und sogar hier geborene US-Amerikaner
japanischer Herkunft in Konzentrationslager eingesperrt
und stillschweigend geduldet hat, dass sich weiße Faschisten
in Kalifornien die Häuser, Farmen und Geschäfte der
Inhaftierten aneigneten (s. dazu auch http://de.wikipedia.org/wiki/Inter-nierung_japanischst%C3%A4mmiger_Amerikaner ).
Diese schrecklichen Verbrechen verblassen aber angesichts
der heute von US-Regierungen begangenen Untaten.
Lassen Sie mich einige Gründe nennen, warum mich
dieser Staat krank macht:
1. Es geht mir nicht nur um den gerade erst veröffentlichten,
stark gekürzten und mit vielen Textschwärzungen versehenen
Bericht über das nach den Anschlägen am 11.09.(2001) bewusst
eingeführte Folterprogramm der Bush/Cheney-Regierung (der
nachzulesen ist unter http://www.intelligence.senate.gov/study2014/sscistudy2.pdf), dem jahrelang nicht nur angebliche Terroristen,
sondern auch Gefangene unterworfen wurden, die nachweislich
völlig unschuldig waren. Ich schäme mich vor allem dafür, dass
bisher nichts unternommen wurde und vermutlich auch weiterhin
nichts unternommen wird, um diejenigen zu bestrafen, welche die
dabei begangenen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die
Menschlichkeit erlaubt und angeordnet haben, und dass so viele
meiner US-Mitbürger das auch noch richtig finden. Sogar in Medien
wie dem NPR (s. dazu auch http://de.wikipedia.org/wiki/ National_Public_Radio ) beschäftigen sich Reporter hauptsächlich
mit der Frage, ob die Regierung durch das Folterprogramm
“Informationen” über terroristische Anschläge erlangen konnte.
Dabei darf das überhaupt keine Rolle spielen.
Die USA haben wie alle anderen Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg
die UN- Anti- folterkonvention (s. http://www.antifolterkonvention.de/) unterschrieben, in der die Folter als Verbrechen gebrandmarkt wird,
das nach dem Völkerrecht sogar mit dem Tod bestraft werden kann.
Deshalb ist es auch ein Verbrechen, Folterer nicht zu bestrafen.
(s. dazu auch http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_13/LP19514_081214.pdf ).
2. Die Polizei der USA wurde, was ihre Ausrüstung, ihre
Ausbildung und ihr Auftreten angeht, so sehr militarisiert,
dass sie jetzt eher einer Besatzungsarmee als einer Organisation
von “Peace Officers (Friedensstiftern) gleicht; deshalb wirkt diese
Bezeichnung heute auch so antiquiert. Die Polizisten sind sehr
aggressiv geworden und wenden viel zu oft Gewalt an, auch
tödliche Gewalt – in Situationen, in denen Besonnenheit und
Verständnis viel wirkungsvoller wären. Mein schlimmstes Erlebnis
hatte ich in Cleveland; dort beobachtete ich, wie ein Streifenwagen
in einem Park direkt auf einen Aussichtspavillon inmitten einer
Rasenfläche zuraste, in dem der 12-jährige Tamir Rice ganz
allein mit einer Spielzeugpistole hantierte. In weniger als zwei
Sekunden sprang einer der Polizisten aus dem Auto und feuerte
einen Schuss auf den Jungen ab, der ihn in den Bauch traf und
tötete. Es gab absolut keine Veranlassung zu dieser Exekution.
Das Kind hatte niemanden bedroht. Die Polizisten hätten in
sicherer Entfernung anhalten, die Situation einschätzen und
den Jungen auffordern können, den Pavillon zu verlassen
und die Waffe fallen zu lassen, wenn sie tatsächlich annahmen,
es handle sich um eine echte Pistole. Sie hätten ihm auch zurufen
können, sich nicht von Fleck zu rühren und die Waffe fallen zu lassen;
falls er sich geweigert hätte, Verstärkung und einen ausgebildeten
Unterhändler anfordern können. Stattdessen kamen sie angerast,
als müssten sie eine Geisel retten und schossen das Kind ohne
Vorwarnung tot. Als der Junge in seinem Blut lag, versuchten sie
noch nicht einmal, ihm zu helfen. Und was das schlimmste war,
wo blieb die allgemeine Empörung über diese ungeheuerliche
Mordtat eines Polizisten?
Es gab auch keine Welle allgemeiner Empörung, als Michael Brown
in der Stadt Ferguson in Missouri (s. http://de.wikipedia.org/wiki/Todesfall_Michael_Brown ) von einem Polizisten exekutiert
wurde oder gegen den völlig sinnlosen Erdrosselungstod Eric
Garners (s. http://de.wikipedia.org/wiki/Todesfall_Eric_Garner ) auf
Staten Island in New York; in beiden Fällen wurden die uniformierten
Mörder von manipulierten und irregeführten Grand Juries (s. http://de.wikipedia.org/wiki/Grand_Jury ) vor einer Bestrafung
bewahrt. Stattdessen dürfen in TV-Shows interviewte Weiße ihre
Meinung kundtun, dass die Polizisten richtig gehandelt hätten.
(Weitere Informationen zum US-Polizeistaat sind nachzulesen unter http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_12/LP00312_030112.pdf
und http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_13/LP18714_261114.pdf.)
3. Aber das ist noch nicht alles.
Es
widert mich an, dass unser Präsident noch nicht
einmal den Mumm hat, Folter als Verbrechen zu bezeichnen
und darauf zu bestehen, dass alle angeklagt werden, die unserem
Militär und der CIA befohlen haben, im so genannten Krieg gegen
den Terror auch Gefangene zu foltern. Außerdem sollte Präsident
Obama sein so genanntes Justizministerium umgehend anweisen,
Polizisten, die unbewaffnete Bürger töten, selbst anzuklagen, wenn
die zuständigen Staatsanwaltschaften vor Ort sich weigern, das zu
tun; er sollte auch endlich dafür sorgen, dass Strafverfahren gegen
alle Angestellten der US-Regierung eingeleitet werden, die Folterungen angeordnet, durchgeführt oder gedeckt haben. Präsident Obama soll
ja unter Sodbrennen leiden, das deutet darauf hin, dass wenigstens
sein Verdauungstrakt ein Gewissen hat.
4. Es widert mich an, dass nach Angaben der Prison Policy
Initiative (der Initiative zur Veränderung der Inhaftierungspraxis, s. http://en.wikipedia.org/wiki/ Prison_ Policy_Initiative ) derzeit
rund 2,4 Millionen Menschen in US-Gefängnissen sitzen, obwohl
nur zwei Drittel von ihnen bereits zu einer Strafe verurteilt sind,
während die meisten des restlichen Drittels noch auf ihre Prozesse
warten und nur deshalb einsitzen, weil sie die durch unsere korrupten
Gerichte viel zu hoch angesetzten Kautionen nicht bezahlen können.
Wen wundert die hohe Zahl der Häftlinge, wo doch seit Ende der 80er
Jahre bis zum Jahr 2008 die Anzahl der mit Haft zu bestrafenden
Handlungen von 3.000 auf 4.450 angehoben wurde, weil die
Scharlatane im Kongress die Gesetze ständig verschärft haben,
um noch mehr “strafbare Verbrechen” zu generieren. Und dabei sind
die von einzelnen Bundesstaaten und lokalen Verwaltungen
geschaffenen und verfolgten Straftatbestände noch nicht einmal
mitgezählt; daraus erklärt sich auch, warum 25 Prozent aller in
Gefängnissen auf der ganzen Welt einsitzenden Häftlinge US-Bürger
sind, obwohl die Bevölkerung der USA nur 5 Prozent der
Weltbevölkerung ausmacht.
Auch mir selbst hat vor kurzem in einer benachbarten
Stadt ein krimineller Polizist eine Gefängnisstrafe angedroht,
weil ich trampen wollte, obwohl Trampen in meinem Staat erlaubt
ist und, falls es als Verkehrsgefährdung angesehen wird, allenfalls
wie Falschparken mit einer Geldbuße, aber nicht mit Inhaftierung
geahndet werden darf. Das war dem Uniformierten mit umgeschnallter
Pistole aber völlig egal – wenn ich nicht aufgehört hätte, meinen Arm
mit dem nach oben zeigenden Daumen auszustrecken, hätte mich
dieser Rabauke auch noch mit seinem Polizeiknüppel traktiert und
mir eine Straftat wie Widerstand gegen die Staatsgewalt, Störung
der öffentlichen Ordnung oder noch Schlimmeres unterstellt.
Wir leben in einer Gesellschaft,
in der fast alles unter Strafe gestellt
ist und die von Polizisten beherrscht
wird, denen es offensichtlich Vergnügen
bereitet, die Bürger zu schikanieren
(s. dazu auch http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_11/LP24111_191211.pdf).
5. Es macht mich krank, mitzuerleben, dass eine Kommune
nach der anderen per Verordnung verbietet, Obdachlose mit
Nahrungsmitteln zu versorgen – und das in einem Land, das
nach der großen Rezession (von 2008) immer noch, je nach
Zählweise, eine Arbeitslosenquote zwischen 18 und 20 Prozent
hat.
6. Ich schäme mich und bin wütend auf die Wall Street,
die eigentlich nur ein gigantischer Tatort ist, an dem in den
letzten drei Jahrzehnten den einfachen US-Bürgern Billionen
Dollars geraubt wurden, die in die Taschen der 1 bis 5 Prozent
Superreichen wanderten; in der US-Gesellschaft herrscht jetzt
die größte Ungleichheit, bezogen auf die 34 wohlhabendsten
Staaten der Welt. Und kein Chef einer der Banken, “die zu groß sind,
um sie scheitern zu lassen”, wurde wegen seiner Verbrechen angeklagt, geschweige denn für seinen Anteil an dem größten Schwindel, den die
Welt je erlebt hat, verurteilt und eingesperrt. In den seltenen Fällen,
in denen das Justizministerium Verfahren gegen diese kriminellen
Bankster eingeleitet hat, wurden “Vergleiche” geschlossen und
symbolische Geldstrafen verhängt, aber kein einziger dieser
korrupten Typen verlor seinen lukrativen Posten und seine
Macht; sie mussten noch nicht einmal Schuldeingeständnisse
ablegen.
Diese Gangster in Nadelstreifen müssen keine gestreiften
Sträflingsanzüge tragen, sie werden regelmäßig ins Weiße Haus
und in den Kongress eingeladen und dürfen die Regierung und die
Parlamentarier mit ihren “weisen Ratschlägen” beglücken; dafür
belohnen die Nadelstreifen-Bankster dann ihre Gastgeber mit
großzügig bemessenen Nebeneinkünften und “Wahlkampfspenden”,
die eigentlich nur getarnte Bestechungsgelder sind.
7. Ich bin empört und beschämt, weil mein Land jährlich
weit über eine Billion Dollars für sein Militär ausgibt und
Truppen in mehr als 800 US-Basen stationiert hat, die über
die ganze Erde verstreut sind. Und das, obwohl 50 Millionen
US-Amerikaner – darunter viele Kinder – unter einer “ungesicherten
Ernährung” leiden, also oft hungern müssen. Und obwohl Unterstützungsleistungen wie Lebensmittelgutscheine und
Arbeitslosenhilfe “aus Ersparnisgründen” ständig gekürzt werden.
Am schlimmsten aber ist, das sich kaum jemand über diesen
nationalen Skandal aufregt. Tatsächlich halten viele US-Amerikaner, wahrscheinlich sogar die Mehrheit, die Ausgaben für das Militär
für notwendig, weil es angeblich “für unsere Sicherheit” sorgt und
“Arbeitsplätze” schafft. Dabei sind die USA, mein Land,
in Wahrheit heute der größte terroristische
Staat der Welt, der nachweislich ständig
andere Länder überfällt und damit das
Völkerrecht bricht, mit Drohnen außerhalb
unserer Grenzen mordet, Menschen
verschleppen, foltern und verschwinden
lässt und immer wieder den Sturz häufig
demokratisch gewählter Regierungen
ausländischer Staaten finanziert.
8. Ich finde es unerträglich, dass ein halbes Jahrhundert,
nachdem es den Freedom Ri-ders (der US-Bürgerrechtsbewegung, s. http://de.wikipedia.org/wiki/Freedom_Ride) und dem mutigen
Einsatz lokaler Bürgerinitiativen gelungen ist, die Jim-Crow-Gesetze
im Süden (s. http://de.wikipedia.org/wiki/Jim_Crow), mit denen
Generationen von Afroamerikanern das Wahlrecht verweigert wurde,
außer Kraft setzen zu lassen, heute in der Hälfte unserer Landes
– und nicht nur im Süden – wieder versucht wird, Schwarze,
Hispanos und sonstige Menschen anderer Hautfarbe (durch
schikanöse Auflagen) am Wählen zu hindern. Und unsere
korrupten Gerichte lassen das in vielen Fällen zu – auch
der US Supreme Court (http://de.wikipedia.org/wiki/Oberster_ Gerichtshof_der_Vereinigten_Staaten), der derzeit von Faschisten, Ultrakonservativen und religiösen Fanatikern dominiert wird.
9. Ich bin entsetzt darüber, dass sich die meisten meiner
US-Mitbürger mehr darum sorgen, das neueste iPhone zu
bekommen und ihr quasi gottgegebenes Recht auf den Besitz
einer lizenzfreien automatische Waffe zu behalten, als um den
Schutz ihrer Privatsphäre vor Ausspähungsversuchen der
Regierung oder darum, dass sich US- Konzerne nach dem
gewonnenen Rechtsstreit der Citizens United (s. http://en.wikipedia.org/wiki/Citizens_United_v._Federal_Election_Commission) ihre Vertreter
in der Regierung jetzt direkt kaufen können – wie ein Stück
Rindfleisch.
10. Es widert mich an, dass meine Landsleute es nicht
mehr für wichtig halten, dass in unserer Gesellschaft die
grundlegenden Dienstleistungen gesichert sein müssen,
damit Menschen der Armut entrinnen können. Es ist nicht
mehr selbstverständlich, dass alle Kinder eine (kostenlose)
öffentliche Schule und anschließend – kostenfrei oder für
eine geringe Gebühr – ein steuerfinanziertes College besuchen
können, das so strukturiert sein sollte, dass die Studenten neben
dem Studium auch noch für ihren Lebensunterhalt arbeiten können.
Der Affordable Care Act (Obamas gründlich misslungene Krankenpflichtversicherung, s. http://de.wikipedia.org/wiki/Patient_ Protection_and_Affordable_Care_Act) garantiert keine ausreichende Krankenfürsorge und zwingt zu Zusatzversicherungen, die sich nur
wenige leisten können. Wer einen Zuschuss zu der Pflichtversicherung
erhält, ist dafür, wer über seinen Arbeitgeber versichert ist, lehnt sie ab.
Das gilt auch für andere Bereiche. Die heutigen US-Bürger haben nichts
mehr für solidarische Lastenteilung und gemeinsame (Arbeits-)kämpfe
übrig. Bisher wurde nur die Generation der über 60-Jährigen – zu der
auch ich gehöre – meiner Meinung nach zu Unrecht als egoistisch
angesehen. Heute sind die gesamten USA zu einem Staat von
Egoisten verkommen.
11. Zum Schluss darf ich nicht das Problem der Klimaveränderung
vergessen. Die USA gehören zu den Hauptverursachern der
Klimaveränderung, weil sie bis zum Ende des 20. Jahrhunderts
zweifellos das am stärksten industrialisierte Land der Welt waren.
Heute hat China als Staat zwar die höchste Kohlendioxid-Emission,
aber die Pro-Kopf-Emission ist in den USA immer noch mindesten
fünfmal höher als in China. Trotzdem haben sich die USA bisher
immer am heftigsten der Verlangsamung und Umkehrung der
Klimaveränderung widersetzt. Die vorherige und die jetzige
US-Regierung haben alle Bemühungen um eine internationale
Vereinbarung über die Reduzierung der Treibhausgase sabotiert;
die NSA hat sogar die Verhandlungspositionen anderer Staaten
ausspioniert, damit klar war, wer erpresst werden musste.
Es ist erschütternd, dass den egoistischen US-Amerikanern die
Probleme, die nicht nur unseren Enkeln, sondern sogar schon
unseren Kindern aus der Klimaveränderung erwachsen werden,
völlig egal sind. Sogar die Weltbank, deren Hauptanliegen
sicher nicht der Umweltschutz ist, warnt davor, dass heutige
Teenager, wenn sie 80 sind, mit einem erschreckenden
Temperaturanstieg von 6 bis 8 Grad Celsius rechnen
müssen. Der wahnsinnige Egoismus der US-Amerikaner
ist mir unbegreiflich.
Ich könnte noch mehr Gründe aufzählen, glaube aber,
dass meine elf Gründe, mich für mein Land zu schämen,
genug sein müssten. Mir reichen sie jedenfalls.
einmal den Mumm hat, Folter als Verbrechen zu bezeichnen
und darauf zu bestehen, dass alle angeklagt werden, die unserem
Militär und der CIA befohlen haben, im so genannten Krieg gegen
den Terror auch Gefangene zu foltern. Außerdem sollte Präsident
Obama sein so genanntes Justizministerium umgehend anweisen,
Polizisten, die unbewaffnete Bürger töten, selbst anzuklagen, wenn
die zuständigen Staatsanwaltschaften vor Ort sich weigern, das zu
tun; er sollte auch endlich dafür sorgen, dass Strafverfahren gegen
alle Angestellten der US-Regierung eingeleitet werden, die Folterungen angeordnet, durchgeführt oder gedeckt haben. Präsident Obama soll
ja unter Sodbrennen leiden, das deutet darauf hin, dass wenigstens
sein Verdauungstrakt ein Gewissen hat.
4. Es widert mich an, dass nach Angaben der Prison Policy
Initiative (der Initiative zur Veränderung der Inhaftierungspraxis, s. http://en.wikipedia.org/wiki/ Prison_ Policy_Initiative ) derzeit
rund 2,4 Millionen Menschen in US-Gefängnissen sitzen, obwohl
nur zwei Drittel von ihnen bereits zu einer Strafe verurteilt sind,
während die meisten des restlichen Drittels noch auf ihre Prozesse
warten und nur deshalb einsitzen, weil sie die durch unsere korrupten
Gerichte viel zu hoch angesetzten Kautionen nicht bezahlen können.
Wen wundert die hohe Zahl der Häftlinge, wo doch seit Ende der 80er
Jahre bis zum Jahr 2008 die Anzahl der mit Haft zu bestrafenden
Handlungen von 3.000 auf 4.450 angehoben wurde, weil die
Scharlatane im Kongress die Gesetze ständig verschärft haben,
um noch mehr “strafbare Verbrechen” zu generieren. Und dabei sind
die von einzelnen Bundesstaaten und lokalen Verwaltungen
geschaffenen und verfolgten Straftatbestände noch nicht einmal
mitgezählt; daraus erklärt sich auch, warum 25 Prozent aller in
Gefängnissen auf der ganzen Welt einsitzenden Häftlinge US-Bürger
sind, obwohl die Bevölkerung der USA nur 5 Prozent der
Weltbevölkerung ausmacht.
Auch mir selbst hat vor kurzem in einer benachbarten
Stadt ein krimineller Polizist eine Gefängnisstrafe angedroht,
weil ich trampen wollte, obwohl Trampen in meinem Staat erlaubt
ist und, falls es als Verkehrsgefährdung angesehen wird, allenfalls
wie Falschparken mit einer Geldbuße, aber nicht mit Inhaftierung
geahndet werden darf. Das war dem Uniformierten mit umgeschnallter
Pistole aber völlig egal – wenn ich nicht aufgehört hätte, meinen Arm
mit dem nach oben zeigenden Daumen auszustrecken, hätte mich
dieser Rabauke auch noch mit seinem Polizeiknüppel traktiert und
mir eine Straftat wie Widerstand gegen die Staatsgewalt, Störung
der öffentlichen Ordnung oder noch Schlimmeres unterstellt.
Wir leben in einer Gesellschaft,
in der fast alles unter Strafe gestellt
ist und die von Polizisten beherrscht
wird, denen es offensichtlich Vergnügen
bereitet, die Bürger zu schikanieren
(s. dazu auch http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_11/LP24111_191211.pdf).
5. Es macht mich krank, mitzuerleben, dass eine Kommune
nach der anderen per Verordnung verbietet, Obdachlose mit
Nahrungsmitteln zu versorgen – und das in einem Land, das
nach der großen Rezession (von 2008) immer noch, je nach
Zählweise, eine Arbeitslosenquote zwischen 18 und 20 Prozent
hat.
6. Ich schäme mich und bin wütend auf die Wall Street,
die eigentlich nur ein gigantischer Tatort ist, an dem in den
letzten drei Jahrzehnten den einfachen US-Bürgern Billionen
Dollars geraubt wurden, die in die Taschen der 1 bis 5 Prozent
Superreichen wanderten; in der US-Gesellschaft herrscht jetzt
die größte Ungleichheit, bezogen auf die 34 wohlhabendsten
Staaten der Welt. Und kein Chef einer der Banken, “die zu groß sind,
um sie scheitern zu lassen”, wurde wegen seiner Verbrechen angeklagt, geschweige denn für seinen Anteil an dem größten Schwindel, den die
Welt je erlebt hat, verurteilt und eingesperrt. In den seltenen Fällen,
in denen das Justizministerium Verfahren gegen diese kriminellen
Bankster eingeleitet hat, wurden “Vergleiche” geschlossen und
symbolische Geldstrafen verhängt, aber kein einziger dieser
korrupten Typen verlor seinen lukrativen Posten und seine
Macht; sie mussten noch nicht einmal Schuldeingeständnisse
ablegen.
Diese Gangster in Nadelstreifen müssen keine gestreiften
Sträflingsanzüge tragen, sie werden regelmäßig ins Weiße Haus
und in den Kongress eingeladen und dürfen die Regierung und die
Parlamentarier mit ihren “weisen Ratschlägen” beglücken; dafür
belohnen die Nadelstreifen-Bankster dann ihre Gastgeber mit
großzügig bemessenen Nebeneinkünften und “Wahlkampfspenden”,
die eigentlich nur getarnte Bestechungsgelder sind.
7. Ich bin empört und beschämt, weil mein Land jährlich
weit über eine Billion Dollars für sein Militär ausgibt und
Truppen in mehr als 800 US-Basen stationiert hat, die über
die ganze Erde verstreut sind. Und das, obwohl 50 Millionen
US-Amerikaner – darunter viele Kinder – unter einer “ungesicherten
Ernährung” leiden, also oft hungern müssen. Und obwohl Unterstützungsleistungen wie Lebensmittelgutscheine und
Arbeitslosenhilfe “aus Ersparnisgründen” ständig gekürzt werden.
Am schlimmsten aber ist, das sich kaum jemand über diesen
nationalen Skandal aufregt. Tatsächlich halten viele US-Amerikaner, wahrscheinlich sogar die Mehrheit, die Ausgaben für das Militär
für notwendig, weil es angeblich “für unsere Sicherheit” sorgt und
“Arbeitsplätze” schafft. Dabei sind die USA, mein Land,
in Wahrheit heute der größte terroristische
Staat der Welt, der nachweislich ständig
andere Länder überfällt und damit das
Völkerrecht bricht, mit Drohnen außerhalb
unserer Grenzen mordet, Menschen
verschleppen, foltern und verschwinden
lässt und immer wieder den Sturz häufig
demokratisch gewählter Regierungen
ausländischer Staaten finanziert.
8. Ich finde es unerträglich, dass ein halbes Jahrhundert,
nachdem es den Freedom Ri-ders (der US-Bürgerrechtsbewegung, s. http://de.wikipedia.org/wiki/Freedom_Ride) und dem mutigen
Einsatz lokaler Bürgerinitiativen gelungen ist, die Jim-Crow-Gesetze
im Süden (s. http://de.wikipedia.org/wiki/Jim_Crow), mit denen
Generationen von Afroamerikanern das Wahlrecht verweigert wurde,
außer Kraft setzen zu lassen, heute in der Hälfte unserer Landes
– und nicht nur im Süden – wieder versucht wird, Schwarze,
Hispanos und sonstige Menschen anderer Hautfarbe (durch
schikanöse Auflagen) am Wählen zu hindern. Und unsere
korrupten Gerichte lassen das in vielen Fällen zu – auch
der US Supreme Court (http://de.wikipedia.org/wiki/Oberster_ Gerichtshof_der_Vereinigten_Staaten), der derzeit von Faschisten, Ultrakonservativen und religiösen Fanatikern dominiert wird.
9. Ich bin entsetzt darüber, dass sich die meisten meiner
US-Mitbürger mehr darum sorgen, das neueste iPhone zu
bekommen und ihr quasi gottgegebenes Recht auf den Besitz
einer lizenzfreien automatische Waffe zu behalten, als um den
Schutz ihrer Privatsphäre vor Ausspähungsversuchen der
Regierung oder darum, dass sich US- Konzerne nach dem
gewonnenen Rechtsstreit der Citizens United (s. http://en.wikipedia.org/wiki/Citizens_United_v._Federal_Election_Commission) ihre Vertreter
in der Regierung jetzt direkt kaufen können – wie ein Stück
Rindfleisch.
10. Es widert mich an, dass meine Landsleute es nicht
mehr für wichtig halten, dass in unserer Gesellschaft die
grundlegenden Dienstleistungen gesichert sein müssen,
damit Menschen der Armut entrinnen können. Es ist nicht
mehr selbstverständlich, dass alle Kinder eine (kostenlose)
öffentliche Schule und anschließend – kostenfrei oder für
eine geringe Gebühr – ein steuerfinanziertes College besuchen
können, das so strukturiert sein sollte, dass die Studenten neben
dem Studium auch noch für ihren Lebensunterhalt arbeiten können.
Der Affordable Care Act (Obamas gründlich misslungene Krankenpflichtversicherung, s. http://de.wikipedia.org/wiki/Patient_ Protection_and_Affordable_Care_Act) garantiert keine ausreichende Krankenfürsorge und zwingt zu Zusatzversicherungen, die sich nur
wenige leisten können. Wer einen Zuschuss zu der Pflichtversicherung
erhält, ist dafür, wer über seinen Arbeitgeber versichert ist, lehnt sie ab.
Das gilt auch für andere Bereiche. Die heutigen US-Bürger haben nichts
mehr für solidarische Lastenteilung und gemeinsame (Arbeits-)kämpfe
übrig. Bisher wurde nur die Generation der über 60-Jährigen – zu der
auch ich gehöre – meiner Meinung nach zu Unrecht als egoistisch
angesehen. Heute sind die gesamten USA zu einem Staat von
Egoisten verkommen.
11. Zum Schluss darf ich nicht das Problem der Klimaveränderung
vergessen. Die USA gehören zu den Hauptverursachern der
Klimaveränderung, weil sie bis zum Ende des 20. Jahrhunderts
zweifellos das am stärksten industrialisierte Land der Welt waren.
Heute hat China als Staat zwar die höchste Kohlendioxid-Emission,
aber die Pro-Kopf-Emission ist in den USA immer noch mindesten
fünfmal höher als in China. Trotzdem haben sich die USA bisher
immer am heftigsten der Verlangsamung und Umkehrung der
Klimaveränderung widersetzt. Die vorherige und die jetzige
US-Regierung haben alle Bemühungen um eine internationale
Vereinbarung über die Reduzierung der Treibhausgase sabotiert;
die NSA hat sogar die Verhandlungspositionen anderer Staaten
ausspioniert, damit klar war, wer erpresst werden musste.
Es ist erschütternd, dass den egoistischen US-Amerikanern die
Probleme, die nicht nur unseren Enkeln, sondern sogar schon
unseren Kindern aus der Klimaveränderung erwachsen werden,
völlig egal sind. Sogar die Weltbank, deren Hauptanliegen
sicher nicht der Umweltschutz ist, warnt davor, dass heutige
Teenager, wenn sie 80 sind, mit einem erschreckenden
Temperaturanstieg von 6 bis 8 Grad Celsius rechnen
müssen. Der wahnsinnige Egoismus der US-Amerikaner
ist mir unbegreiflich.
Ich könnte noch mehr Gründe aufzählen, glaube aber,
dass meine elf Gründe, mich für mein Land zu schämen,
genug sein müssten. Mir reichen sie jedenfalls.
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Quellen; englisches Original: http://thiscantbehappening.net
deutsche Übersetzung Wolfgang Jung:
http://www.vineyardsaker.de/usa/meine-elf-gruende-mich-dafuer-zu-schaemen-dass-ich-us-amerikaner-bin/#more-1834
Dave Lindorff ist ein amerikanischer Enthüllungsjournalist,
ein Kolumnist für
Counter Punch, und ein Beitragender
zu
Businessweek, The Nation, Extra!
und Salon.com. Seine
Arbeit wurde von
Project Censored in den Jahren 2004,
2011, und 2012 hervorgehoben.Geboren im Jahre 1949
lebt Dave
Lindorff ein Wenig außerhalb von Philadelphia.Externe Hyperlink sind deaktiviert.
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Hervorhebung von JJK.
Der Lichtweltverlag und der Autor führen über die hier
veröffentlichten Beiträge ausnahmslos keinerlei Korrespondenz.
USA wollen Russland
unterwerfen – JJK:
http://lichtweltverlag.blogspot.co.at/2014/11/usa-wollen-russland-unterwerfen-jjk.html
http://lichtweltverlag.blogspot.co.at/2014/11/usa-wollen-russland-unterwerfen-jjk.html