Jan van Helsing im Interview mit Michael Morris -Teil 2
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Jan van Helsing: Herr Morris, da die Resonanz auf unser
Interview vom 15.5.2015 so groß war und wir darin nur
einen
kleinen Teil der Themen Ihres neuen Buches Was Sie
nicht
wissen sollen! – Teil 2 abdecken konnten, habe ich Sie
um
dieses weitere Interview gebeten – vor allem, weil ich
das Thema der Spannungen
zwischen dem Westen und
Russland näher beleuchten möchte. Sie sprechen in Ihrem
Buch von der Gefahr eines Dritten Weltkriegs. Ist diese
Gefahr aus Ihrer Sicht wirklich
real?
Michael Morris: Ich fürchte, sie ist sehr real und ich bin nicht der
Einzige, der das so sieht. Selbst Papst Franziskus sprach vor
Kurzem in Bosnien davon, dass wir uns bereits im Dritten
Weltkrieg befinden. Noch erstaunlicher fand ich, dass er
hinzufügte, dass dieser Krieg ganz offensichtlich von
einigen Personen absichtlich geschürt und geführt wird!
Jan van Helsing: Dennoch ist der Ukraine-Konflikt,
der aus Ihrer Sicht eine entscheidende Rolle für uns
alle spielen wird, in den Medien nicht mehr so präsent
wie noch vor einem halben Jahr.
Michael Morris: Ja, das Thema »Ukraine-Konflikt« wurde zuletzt in
den Massenmedien auf sehr kleiner Flamme gekocht, aber das ändert
nichts daran, dass der Konflikt zwischen Russland und dem Westen
weiter eskaliert. Gerade erst haben sich die sieben großen Westmächte
zum G7-Gipfel getroffen. Man hat Russland aus diesem internationalen
Club ausgesperrt und setzt weiter auf Konfrontation, wissend, dass
dies ins Verderben führen könnte.
Russland und China haben im Mai ein gemeinsames Flottenmanöver
im Mittelmeer abgehalten, die USA haben im Rahmen der NATO im
Juni ein großes Manöver in Polen und im Baltikum durchgeführt.
Beide Seiten verhängen gegenseitig Einreiseverbote für Politiker
und Geschäftsleute. Der Ton zwischen Russland und der EU wird
zunehmend rauer, und Brüssel ist verärgert, weil die Sanktionen
gegen Russland nichts gebracht haben, außer der europäischen
Wirtschaft zu schaden. Das europäische Spitzenpersonal ist völlig
planlos. Russen und Chinesen kaufen im Westen alles auf, und in
Washington und Brüssel scheinen die Nerven blank zu liegen,
auch weil die griechische Regierung der EU auf der Nase
herumtanzt und alle Angst vor einem Ausscheiden der
Griechen aus der EU haben.
Jan van Helsing: Was genau kaufen Russen und Chinesen
im Westen denn auf, und was ist so schlimm daran?
Michael Morris: Nun, »schlimm« ist relativ. Das ist immer eine
Frage der Perspektive. Reiche Chinesen kaufen seit Jahren ein
westliches Unternehmen nach dem anderen auf, womit sie immer
mehr Macht über die westliche Wirtschaft bekommen. Zudem
kaufen sie massenweise Immobilien aller Größenordnungen,
was den Markt anheizt – vor allem in den USA.
Die den Europäern von den USA aufgezwungenen Russland-
Sanktionen haben zu einem Anstieg der Immobilienpreise in
Europa geführt, da zahlreiche russische Millionäre und Milliardäre
in Schlösser, Häuser und Wohnungen in London, Paris, Mailand,
Rom, Wien, Moskau und St. Petersburg investierten. Viele
Immobilien sind nun wieder stark überbewertet, und wir
stehen kurz vor dem erneuten Platzen einer Immobilienblase.
Jan van Helsing: Aber waren Immobilien in den USA und
in Europa durch den Crash von 2008 nicht ohnehin
unterbewertet? Ist ein Preisanstieg bei Immobilien
denn so schlecht?
Michael Morris: Durch den Crash von 2008 hatten zahlreiche
Immobilien in den USA und in Europa deutlich an Wert verloren.
Man könnte auch sagen, dass sie auf ihren eigentlich wahren Wert zurückgesetzt wurden. Viele Menschen in den unteren Einkommens-
bereichen wurden auf die Straße gesetzt, weil sie die Kredite für
ihre überbewerteten Häuser und Wohnungen nicht mehr bedienen
konnten – vor allem in den USA. Millionen zwangsversteigerter
Immobilien landeten so beim obersten ein Prozent der
Einkommenspyramide, das massenweise Immobilien zu niedrigen
Preisen aufkaufen konnte. Nun steigt der vermeintliche Wert dieser
Immobilien wieder dank der Geldschwemme und Nullzinspolitik der
westlichen Notenbanken. In Irland sind die Immobilienpreise allein
im letzten Jahr um 16 Prozent gestiegen. In den USA wurden noch
nie in der Geschichte mehr Luxusimmobilien gebaut, noch nie
mussten Menschen mehr für Miete bezahlen. Immer mehr
arbeitende US-Amerikaner können sich kein Dach mehr über
dem Kopf leisten. In Los Angeles leben zahlreiche Vollzeitbeschäftigte
in ihren Autos, nachdem sie ihre Häuser verloren haben und sich die
teuren Mietwohnungen nicht leisten können. Sie duschen morgens
am Strand, steigen dann in ihren Anzug und fahren zur Arbeit.
Jan van Helsing: Aber das sind doch eher Ausnahmen, oder?
Michael Morris: Leider nein. Die Situation ist extrem kritisch.
Ich beobachte sie seit Jahren aufmerksam vor Ort. In San
Francisco kostet der Luxus eines eigenen Zimmers mit eigenem
Bett mittlerweile 2000 US-Dollar pro Monat und mehr. Wohlgemerkt:
keine Wohnung, sondern nur ein Zimmer! Um sich das leisten zu
können, muss man mindestens 4000 US-Dollar verdienen, was
nur den wenigsten jungen Menschen gelingt. Die meisten von
ihnen müssen sich für 1000 US-Dollar monatlich mit zwei oder
drei anderen arbeitenden Menschen ein Zimmer teilen,
manche sogar ein Bett.
Jan van Helsing: Die Menschen müssen sich in San Francisco
ein Bett teilen? Im Ernst? Das erinnert an die »Bettgeher«
zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Europa!
Michael Morris: Ja, wir bewegen uns im sozialen Bereich eindeutig
rückwärts. Immer mehr Menschen können sich »wohnen« nicht
mehr leisten. Eine desolate 75m2-Wohnung kann in San Francisco
heute schon mal 1,5 Millionen US-Dollar kosten, ein neu errichtetes Einfamilienhaus in Los Angeles auch gerne mal sechs Millionen US-
Dollar oder mehr. Immobilien dienen heute nicht mehr dem Wohnen,
sondern der Spekulation. Die Reichen wissen dank der Nullzinspolitik
nicht mehr wohin mit ihrem Geld. Sie überbieten sich beim Bau und
Kauf von Immobilien gegenseitig und treiben so die Preise hoch.
Genauso stecken sie Unsummen in komplett überbewertete Aktien
und treiben so die Aktienindizes nach oben.
In den US-Metropolen erleben wir einen Bauboom im
Superluxussegment. In New York City werden immer
mehr Wohnungen errichtet, die 50 000 US-Dollar Miete
und mehr PRO MONAT kosten! Die Politik der letzten Jahre
war eine Politik für die Reichen und gegen die Armen dieser
Welt – zusehends auch immer mehr gegen die Mittelschicht,
die sukzessive verschwindet.
Jan van Helsing: Aber bedeuten steigende Mietpreise denn
nicht, dass es immer mehr reiche Menschen gibt, die sich
diese Preise auch leisten können?
Michael Morris: Ja, und gleichzeitig gibt es immer mehr arme
Menschen, denn der Mittelstand wird systematisch zerstört und
ausgedünnt. In den USA sind zahlreiche Städte wie Chicago oder
Detroit pleite, selbst die achtgrößte Wirtschaft der Welt, Kalifornien,
ist seit Jahren zahlungsunfähig. Jedes Jahr schließen tausende
Geschäfte. Zahlreiche Kleinstädte gleichen Geisterstädten. Immer
mehr alte Menschen leben in bitterer Armut. Das Land verrottet
von innen her. Dennoch geben die USA jährlich 650 Milliarden
US-Dollar für ihre militärischen Aktivitäten im Ausland aus.
Krieg und Rüstung sind der einzig verbliebene Motor der
US-Wirtschaft und die einzige Möglichkeit, die Dominanz des
US-Dollars und der US-Firmen auf dem großen globalen Markt
zu erhalten. Die US-Politik hat den eigenen Laden nicht im Griff,
schreibt aber allen anderen Nationen immer noch vor, was sie
zu tun haben. Dieses Kolonialherren-Denken beruht immer
noch auf der »Manifest Destiny« des 19. Jahrhunderts, also
der Überzeugung, dass die USA – genauer die weiße US-Oberschicht –
den göttlichen Auftrag zur Expansion hätten. Sie sind davon überzeugt,
wie die Engländer vor ihnen, dass sie die Krone der Schöpfung seien
und alle anderen sich unterzuordnen hätten. Wenn sie das nicht tun,
dann werden sie entfernt.
Jan van Helsing: Sie beschreiben in Ihrem neuen Buch
ausführlich die Hintergründe dieses Denkens und beleuchten
genau die Entwicklung der USA hin zur Supermacht. Besonders interessant fand ich dabei die zwei Kapitel über Panama, das
im Grunde von den USA geschaffen wurde, und worüber wir
Europäer so gut wie nichts wissen.
Michael Morris: Ja, ich denke, dass es für uns Europäer sehr wichtig
wäre, die Geschichte der USA und die Denkmuster der Mächtigen in
dem Land besser zu verstehen, denn Europa wird nach wie vor von
den USA regiert und scheint momentan mit in den Abgrund gezogen
zu werden.
Im Jahr 1903 war Panama eine Provinz Kolumbiens, in der es den
Wunsch nach Unabhängigkeit gab. Die US-Geheimdienste halfen
den Separatisten beim Putsch gegen die Regierung und setzten
daraufhin im neu geschaffenen Staat Panama eine Regierung ein,
die den USA die Hoheit über den Panamakanal zusicherte. Diese
Intervention war so simpel und erfolgreich, dass sie künftig zu
einer Blaupause für die US-Außenpolitik wurde. Seitdem
intervenieren die USA in jedem Land, das für sie strategisch
von Vorteil ist. Sie haben rund um den Globus Militärbasen
errichtet, Regierungen gestürzt und neue eingesetzt und sie
haben den Zerfall des Ostblocks mit verursacht.
Sie haben während den 1980er-Jahren gemeinsam mit den
Saudis die Mudschaheddin in ihrem Kampf gegen die Russen
unterstützt, haben al-Qaida mit aufgebaut, haben ein Land
nach dem anderen unterworfen, doch nun haben sie offenbar
die Kontrolle über all das verloren, wie der Islamische Staat
oder der Krieg in Syrien beweisen. Zudem zerbricht die USA
von innen. Die konservativen Machthaber im Hintergrund
scheinen das aber nicht wahrhaben zu wollen. Viele von ihnen
scheinen völlig weltfremd zu sein und sich selbst komplett zu
überschätzen. Anstatt ihre eigenen Fehler einzugestehen,
bauen sie immer wieder neue Feindbilder auf, um das Volk
abzulenken. Doch mit Wladimir Putin könnten sie sich doch
übernommen haben.
Jan van Helsing: Was genau meinen Sie, wenn Sie davon
sprechen, dass die USA von innen her zerfallen? Wie muss
man sich das konkret vorstellen? Meinen Sie die Proteste
und Rassenunruhen?
Michael Morris: Auch, aber in den USA sind heute offiziell mehr
als zwei Millionen Jugendliche und junge Menschen obdachlos.
Dazu kommen mehrere Millionen älterer Obdachloser. Durch die
steigenden Mietpreise werden es täglich mehr. Viele dieser jungen
Menschen ziehen in kleinen Gruppen durchs Land. Sie vagabundieren,
sind desillusioniert, wütend und nehmen oft harte Drogen, um sich zu
betäuben. Sie stehlen und brechen ein, um über die Runden zu
kommen. Sie bleiben so lange an einem Ort, bis sie von der lokalen
Exekutive vertrieben werden und weiterziehen müssen. Sie prägen
mittlerweile das Stadtbild vieler US-Kleinstädte. Die meisten dieser
obdachlosen Jugendlichen sind weiß. Sie gehören der ehemaligen
weißen Mittelschicht an, die konstant ausgedünnt wird. Sie sind von
der privilegierten Oberschicht ausgestoßen worden und konkurrieren
nun mit anderen Randgruppen der Gesellschaft um die Brotkrumen
am Rande der Straße. Damit sind Unruhen vorprogrammiert.
Ein großer Teil der afroamerikanischen Familien in den USA ist
zerrüttet, viele schwarze Familienväter sitzen im Gefängnis – oft
wegen lächerlich kleiner Vergehen. Schwarze und Hispanics wurden jahrzehntelang von einer weiß dominierten Exekutive benachteiligt,
schikaniert, weggesperrt oder getötet. Es ist wie im Lied »Zehn
kleine Negerlein«. Täglich werden in den USA »zwei kleine Negerlein«
von Polizisten erschossen und kaum jemand kümmert sich darum.
Niemand glaubt in den USA mehr daran, dass die Polizei zum Schutz
der Bevölkerung da sei. Die Polizei ist dank zahlreicher absurder
Gesetze und Verordnungen zum Feind des Volkes geworden.
Die Polizei darf Bargeld, das sie bei Fahrzeugkontrollen findet,
beschlagnahmen und frei darüber verfügen; sie darf »Verdächtige«
jederzeit ohne Beweise oder Gerichtsverfahren einsperren.
Gewaltexzesse und Mord durch die Polizei sind an der
Tagesordnung. Noch können die wütenden Massen mittels
sozialer Medien und Ablenkungsmanöver von den Vierteln
der Reichen ferngehalten werden. Aber nicht mehr lange.
Jan van Helsing: Sie gehen von Unruhen aus?
Michael Morris: Oh ja, und ich weiß, wie sie aussehen können.
Ich habe 1992 die Riots (Aufstände) nach dem Fall Rodney
King miterlebt. Ich war dabei, als das Land für Tage im
Ausnahmezustand war, das öffentliche Leben stillstand
und ganze Stadtviertel in vielen Großstädten brannten.
Das war nicht schön. Und es kann jederzeit wieder passieren.
Und diesmal ist die soziale Kluft zwischen arm und reich noch
viel größer. Also ist die Gefahr groß, dass die Regierung, wenn
es brenzlig wird, ein großes Ablenkungsmanöver startet und
einen Krieg im Außen anzettelt. Ein äußerer Feind ist das
effektivste Mittel, um ein gespaltenes Volk wieder zu einen
– zumindest für kurze Zeit.
Jan van Helsing: Der Ausdruck »zehn kleine Negerlein«
ist aber politisch gar nicht mehr korrekt, so etwas darf
man doch heute nicht mehr sagen. Schon gar nicht in
den USA.
Michael Morris: Ja, ist es nicht interessant, dass diese
heuchlerische »political correctness« aus den USA kommt,
aus einem Land, das alle Bürgerrechte mit Füßen tritt und
Freund und Feind ausspioniert? Und ist es nicht bemerkenswert,
dass genau jene Heuchelei in Europa so Einzug gehalten hat?
Im Jahr 2008 wurde in Paris der europäische »Rat für Toleranz
und Versöhnung« geschaffen, ein Gremium gespickt mit
hochkarätigen und einflussreichen aktuellen oder ehemaligen
europäischen Spitzenpolitikern, christlichen, muslimischen und
jüdischen Vertretern, deren Aufgabe es ist, auszuarbeiten, wie
man die Europäer zur »Toleranz« umerziehen kann. Das ist die
moderne Form der Gedankenpolizei, vor der George Orwell
bereits 1949 warnte.
Wie der Papst feststellte, befinden wir uns bereits im Dritten
Weltkrieg. Dieser Krieg wird in unseren Breiten vorerst vorwiegend
auf geistiger Ebene geführt, aber das ist nur die Vorbereitung für
einen militärischen Krieg. Wir werden immer stumpfer und brutaler
gemacht. Wir dürfen vieles nicht mehr sagen, nicht aussprechen,
nicht einmal mehr denken, aber wir führen mehr Kriege als je zuvor,
zerstören ein Land nach dem anderen. Der Wettbewerb innerhalb
westlicher Firmen nimmt immer mehr zu, wird immer brutaler,
aber nach außen tun wir so, als wären wir alle lieb, offen und
tolerant. Diese Gesellschaft ist zutiefst verlogen.
Das Lied »Zehn kleine Negerlein« stammt aus den 1860er-
Jahren und legt Zeugnis ab über den Rassenhass und die
Arroganz einer reichen, weißen US-Finanzaristokratie.
Ursprünglich hieß das Kinderlied »Zehn kleine Indianerlein«,
und es sollte kleinen Kindern spielerisch vermitteln, dass die
nordamerikanischen Ureinwohner dumm und nutzlos waren.
US-Präsident Andrew Jackson hatte 1830 den Indian Removal
Act unterzeichnet, ein Gesetz zur Zwangsumsiedlung der
Ureinwohner. Man zerstörte ihre Werte und Traditionen
systematisch, da man sie als primitiv und dümmlich ansah.
Nachdem man die »Indianerlein« in den USA innerhalb weniger
Jahrzehnte nahezu ausgerottet hatte, ließ man fortan die
»Negerlein« im Lied auftauchen, also jene schwarze Bevölkerung,
die aus ihrer ursprünglichen Heimat geraubt worden war und nun
als Sklaven auf den Plantagen der weißen Oberschicht schuftete.
Indianerinnen wurden in den USA übrigens bis in die 1970er-Jahre
hinein zwangssterilisiert und Schwarze durften ebenso lange nicht
wählen. Heute sterilisiert die weiße US-Elite mittels ihrer Gutmenschenstiftungen im ganz großen Stil Afrikanerinnen –
oft ohne deren Wissen und gegen deren Willen. Millionen
Schwarze dürfen in den USA immer noch nicht wählen,
weil sie im Gefängnis sitzen, wo sie kein Wahlrecht haben.
Eine unliebsame Gruppe nach der anderen wird aus dem
Verkehr gezogen. ...
Jan van Helsing: Und nun geht es der weißen Mittelklasse
an den Kragen? Sie gehen in Ihrem Buch auch auf das
Problem der Überbevölkerung ein, das ebenfalls ein
Lieblingsthema reicher, weißer Angelsachsen zu sein
scheint. Worin besteht der Zusammenhang?
Michael Morris: Darin, dass das Establishment, die oberen
Zehntausend, Angst vor der Masse von Menschen hat, die
immer ärmer wird und sich eines Tages erheben könnte.
Dafür werden Vorbereitungen getroffen. Den Mob zu
dezimieren bedeutet, das Risiko für die herrschende
Klasse zu minimieren.
Jan van Helsing: Das klingt so grausam und unmenschlich,
dass die meisten Menschen sich weigern, solche Aussagen
zu glauben.
Michael Morris: Ja, ich weiß, genau das macht es den Machthabern
so einfach. Doch in der Upperclass sprechen zahlreiche führende Persönlichkeiten ganz offen davon, dass sie zwischen 30 Prozent
und 90 Prozent der Weltbevölkerung auslöschen wollen. Offiziell
begründen sie das damit, dass zu viele Menschen dem Planeten
und dem Ökosystem schaden, doch in Wahrheit kümmert sie die
Natur herzlich wenig.
Man muss begreifen, dass die meisten Menschen, die heute den
Erdball bevölkern, in den Augen der Oberschicht nutzlos sind.
Man braucht sie nicht mehr, denn anders als früher kann die
meiste Arbeit heute von Maschinen und Computern erledigt
werden. Zudem ist unser Finanzsystem am Ende und man
weiß nicht mehr, wie man all die Arbeitslosen, Veteranen
und Rentner noch länger bezahlen soll. Rund 50 Millionen
US-Amerikaner leben von Essensmarken, und diese sozialen
Programme werden nach und nach gekürzt, weil man das
Geld lieber in Kriege und Rüstung steckt.
Man hat längst begonnen, diese »nutzlosen Esser« beiseitezuschaffen.
Wie bei den »zehn kleinen Negerlein« verschwindet eines nach dem
anderen und keiner vermisst es. Sowohl in den USA als auch in Europa verschwinden jedes Jahr etwa je eine Million Menschen spurlos.
Die meisten von ihnen sind Kinder und Jugendliche. In jedem
US-Supermarkt oder Einkaufszentrum hängen dutzende
Bilder verschwundener Kinder oder Teenager.
Jan van Helsing: Ich muss gestehen, dass ich das eines
der erschütterndsten Themen in Ihrem Buch fand.
Mir war bis dahin nicht klar, dass jedes Jahr rund
zwei Millionen Menschen spurlos verschwinden und
die Polizei sich darum nicht kümmert. Das ist wirklich
unvorstellbar. Das ist mehr als die Einwohnerzahlen
von Hamburg oder Wien.
Michael Morris: Ja, das ist unvorstellbar, aber wahr. Die Polizei
hat Besseres zu tun, sie muss die Reichen beschützen, nicht
nur in den USA. Dasselbe spielt sich in etwas kleinerem Rahmen
auch in Europa ab. Man sollte nicht vergessen, dass in weiten
Teilen Europas mehr als die Hälfte aller Jugendlichen arbeitslos
ist. Bislang konnten viele von ihnen von ihren Familien
aufgefangen werden, aber auch denen geht langsam das
Geld aus, da immer mehr Familien aus dem Mittelstand
nach unten abrutschen.
Es wird bald krachen in Europa. Doch bevor es der Upperclass
an den Kragen geht, wird sie versuchen, einen Krieg gegen
Russland anzuzetteln. Alle Vorbereitungen dafür sind getroffen.
Ein Krieg war für Politiker in Bedrängnis schon oft die Ultima Ratio.
Zudem würde er das Problem der Überbevölkerung ein wenig
eindämmen. Ich glaube nicht, dass all die Aufrüstung, die
gerade in Europa stattfindet, nur Drohgebärde ist.
Jan van Helsing: Denken Sie wirklich, dass die Elite
einen großen Krieg zulassen würde? Hat sie nicht
selbst viel dabei zu verlieren? Deutschland und
Österreich haben beide Weltkriege gegen Russland
verloren. Sie beschreiben im Buch, dass sie auch den
nächsten verlieren würden. Würden sich die oberen
Zehntausend also wirklich darauf einlassen?
Michael Morris: Sie haben es bereits immer und immer wieder
getan. Für sie ist vorgesorgt, mit Bunkern und abgelegenen
Anwesen. Es gibt in den westlichen Führungsebenen doch
weder Moral noch Anstand oder Weitblick. Gier, Angst und
Selbstüberschätzung sind die treibenden Kräfte. Im Jahr
1950 verdienten Manager das 30-Fache von Arbeitern,
heute ist es das 500-Fache. Diesen Umstand hat der
US-Milliardär Nick Hanauer bereits im Juli 2014 offen
angeprangert, und er hat vor Aufständen gewarnt.
Irgendwann wird der Bogen überspannt sein.
Doch statt gegenzusteuern, bauen jene, die unsere Politiker
steuern, die Exekutive zu einem Schutzwall gegen die Bevölkerung
auf. Wer gegen diese unmenschlichen Zustände angeht, wird als
»Terrorist« eingestuft. Dabei geht der Terror zunehmend vom Staat
aus. Das Pentagon verschenkte in den Jahren 2013 und 2014 mehr
als 600 Radpanzer an lokale US-amerikanische Polizei-Stationen.
Diese sogenannten MRAP-Fahrzeuge bewahren Insassen vor der
Wirkung von Minen, Sprengfallen und vor direktem Beschuss
von Panzerabwehrwaffen. In den USA wird die Polizei also zu
einer Armee ausgebaut, die sich für einen brutalen
Bürgerkrieg rüstet!
Jan van Helsing: Aber Europa ist anders.
Die USA sind immer in allem extremer.
Michael Morris: Nicht wirklich. Dasselbe passiert in Europa.
Im italienischen Vicenza halten die europäische Gendarmerie-
Truppe und die sogenannten »Stabilisierungseinheiten«
mehrerer EU-Staaten regelmäßig Anti-Terror-Übungen ab.
Dort werden Spezialeinheiten aus ganz Europa im Häuserkampf
und in den Techniken der »zivilen Konfliktlösungsstrategie«
geschult. Nahe der französischen Kleinstadt Sissonne trainieren
Deutsche und Franzosen in einer riesigen Übungsstadt gemeinsam,
wie man Aufstände unterdrückt und Aufständische ausschaltet.
Jan van Helsing: Wo bleibt der Hoffnungsschimmer?
Es ist Sommer, die Menschen wollen mit einem positiven
Gefühl in den Urlaub fahren. Was können Sie ihnen sagen?
Michael Morris: Wenn Sie Spaß haben wollen, lesen Sie bloß nicht
mein neues Buch! Genießen Sie das Leben in vollen Zügen, grillen
Sie, gehen Sie schwimmen, lachen Sie und tun sie so, als wäre
alles gut.
Nein, im Ernst – ich glaube, man kann sein Umfeld realistisch
und kritisch beurteilen und sich dementsprechend verhalten,
ohne deshalb gleich in Depressionen zu verfallen. Wir leben in
schwierigen und gefährlichen Zeiten, umso wichtiger ist es,
wach und aufmerksam zu sein. Wir sollten keine Angst vor
einem Krieg haben, wir sollten ihn einfach nur verhindern.
Es gibt bereits zu viel Angst auf diesem Planeten. Es gibt
immer Licht und Schatten, gut und böse. Wichtig ist nur,
dass wir versuchen, ein Gleichgewicht zu halten und das
Dunkle nicht zu mächtig werden zu lassen. Wir müssen
der Wahrheit ins Auge sehen. Die Gefahr eines Dritten
Weltkrieges ist sehr real, ebenso wie die Möglichkeit,
dass die Bevölkerung sich erhebt und entschlossen ein
Ende der Kriegshetze fordert. Danach kann sie wieder
grillen und schwimmen und Spaß haben. ...
Jan van Helsing: In diesem Sinne wünsche ich Ihnen
und allen Lesern einen schönen, ausgelassenen und
friedlichen Sommer. Und vielen Dank für das Interview.
Quelle: http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/enthuellungen/
redaktion/-zehn-kleine-negerlein-.html
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Michael Morris: Ich fürchte, sie ist sehr real und ich bin nicht der
Einzige, der das so sieht. Selbst Papst Franziskus sprach vor
Kurzem in Bosnien davon, dass wir uns bereits im Dritten
Weltkrieg befinden. Noch erstaunlicher fand ich, dass er
hinzufügte, dass dieser Krieg ganz offensichtlich von
einigen Personen absichtlich geschürt und geführt wird!
Jan van Helsing: Dennoch ist der Ukraine-Konflikt,
der aus Ihrer Sicht eine entscheidende Rolle für uns
alle spielen wird, in den Medien nicht mehr so präsent
wie noch vor einem halben Jahr.
Michael Morris: Ja, das Thema »Ukraine-Konflikt« wurde zuletzt in
den Massenmedien auf sehr kleiner Flamme gekocht, aber das ändert
nichts daran, dass der Konflikt zwischen Russland und dem Westen
weiter eskaliert. Gerade erst haben sich die sieben großen Westmächte
zum G7-Gipfel getroffen. Man hat Russland aus diesem internationalen
Club ausgesperrt und setzt weiter auf Konfrontation, wissend, dass
dies ins Verderben führen könnte.
Russland und China haben im Mai ein gemeinsames Flottenmanöver
im Mittelmeer abgehalten, die USA haben im Rahmen der NATO im
Juni ein großes Manöver in Polen und im Baltikum durchgeführt.
Beide Seiten verhängen gegenseitig Einreiseverbote für Politiker
und Geschäftsleute. Der Ton zwischen Russland und der EU wird
zunehmend rauer, und Brüssel ist verärgert, weil die Sanktionen
gegen Russland nichts gebracht haben, außer der europäischen
Wirtschaft zu schaden. Das europäische Spitzenpersonal ist völlig
planlos. Russen und Chinesen kaufen im Westen alles auf, und in
Washington und Brüssel scheinen die Nerven blank zu liegen,
auch weil die griechische Regierung der EU auf der Nase
herumtanzt und alle Angst vor einem Ausscheiden der
Griechen aus der EU haben.
Jan van Helsing: Was genau kaufen Russen und Chinesen
im Westen denn auf, und was ist so schlimm daran?
Michael Morris: Nun, »schlimm« ist relativ. Das ist immer eine
Frage der Perspektive. Reiche Chinesen kaufen seit Jahren ein
westliches Unternehmen nach dem anderen auf, womit sie immer
mehr Macht über die westliche Wirtschaft bekommen. Zudem
kaufen sie massenweise Immobilien aller Größenordnungen,
was den Markt anheizt – vor allem in den USA.
Die den Europäern von den USA aufgezwungenen Russland-
Sanktionen haben zu einem Anstieg der Immobilienpreise in
Europa geführt, da zahlreiche russische Millionäre und Milliardäre
in Schlösser, Häuser und Wohnungen in London, Paris, Mailand,
Rom, Wien, Moskau und St. Petersburg investierten. Viele
Immobilien sind nun wieder stark überbewertet, und wir
stehen kurz vor dem erneuten Platzen einer Immobilienblase.
Jan van Helsing: Aber waren Immobilien in den USA und
in Europa durch den Crash von 2008 nicht ohnehin
unterbewertet? Ist ein Preisanstieg bei Immobilien
denn so schlecht?
Michael Morris: Durch den Crash von 2008 hatten zahlreiche
Immobilien in den USA und in Europa deutlich an Wert verloren.
Man könnte auch sagen, dass sie auf ihren eigentlich wahren Wert zurückgesetzt wurden. Viele Menschen in den unteren Einkommens-
bereichen wurden auf die Straße gesetzt, weil sie die Kredite für
ihre überbewerteten Häuser und Wohnungen nicht mehr bedienen
konnten – vor allem in den USA. Millionen zwangsversteigerter
Immobilien landeten so beim obersten ein Prozent der
Einkommenspyramide, das massenweise Immobilien zu niedrigen
Preisen aufkaufen konnte. Nun steigt der vermeintliche Wert dieser
Immobilien wieder dank der Geldschwemme und Nullzinspolitik der
westlichen Notenbanken. In Irland sind die Immobilienpreise allein
im letzten Jahr um 16 Prozent gestiegen. In den USA wurden noch
nie in der Geschichte mehr Luxusimmobilien gebaut, noch nie
mussten Menschen mehr für Miete bezahlen. Immer mehr
arbeitende US-Amerikaner können sich kein Dach mehr über
dem Kopf leisten. In Los Angeles leben zahlreiche Vollzeitbeschäftigte
in ihren Autos, nachdem sie ihre Häuser verloren haben und sich die
teuren Mietwohnungen nicht leisten können. Sie duschen morgens
am Strand, steigen dann in ihren Anzug und fahren zur Arbeit.
Jan van Helsing: Aber das sind doch eher Ausnahmen, oder?
Michael Morris: Leider nein. Die Situation ist extrem kritisch.
Ich beobachte sie seit Jahren aufmerksam vor Ort. In San
Francisco kostet der Luxus eines eigenen Zimmers mit eigenem
Bett mittlerweile 2000 US-Dollar pro Monat und mehr. Wohlgemerkt:
keine Wohnung, sondern nur ein Zimmer! Um sich das leisten zu
können, muss man mindestens 4000 US-Dollar verdienen, was
nur den wenigsten jungen Menschen gelingt. Die meisten von
ihnen müssen sich für 1000 US-Dollar monatlich mit zwei oder
drei anderen arbeitenden Menschen ein Zimmer teilen,
manche sogar ein Bett.
Jan van Helsing: Die Menschen müssen sich in San Francisco
ein Bett teilen? Im Ernst? Das erinnert an die »Bettgeher«
zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Europa!
Michael Morris: Ja, wir bewegen uns im sozialen Bereich eindeutig
rückwärts. Immer mehr Menschen können sich »wohnen« nicht
mehr leisten. Eine desolate 75m2-Wohnung kann in San Francisco
heute schon mal 1,5 Millionen US-Dollar kosten, ein neu errichtetes Einfamilienhaus in Los Angeles auch gerne mal sechs Millionen US-
Dollar oder mehr. Immobilien dienen heute nicht mehr dem Wohnen,
sondern der Spekulation. Die Reichen wissen dank der Nullzinspolitik
nicht mehr wohin mit ihrem Geld. Sie überbieten sich beim Bau und
Kauf von Immobilien gegenseitig und treiben so die Preise hoch.
Genauso stecken sie Unsummen in komplett überbewertete Aktien
und treiben so die Aktienindizes nach oben.
In den US-Metropolen erleben wir einen Bauboom im
Superluxussegment. In New York City werden immer
mehr Wohnungen errichtet, die 50 000 US-Dollar Miete
und mehr PRO MONAT kosten! Die Politik der letzten Jahre
war eine Politik für die Reichen und gegen die Armen dieser
Welt – zusehends auch immer mehr gegen die Mittelschicht,
die sukzessive verschwindet.
Jan van Helsing: Aber bedeuten steigende Mietpreise denn
nicht, dass es immer mehr reiche Menschen gibt, die sich
diese Preise auch leisten können?
Michael Morris: Ja, und gleichzeitig gibt es immer mehr arme
Menschen, denn der Mittelstand wird systematisch zerstört und
ausgedünnt. In den USA sind zahlreiche Städte wie Chicago oder
Detroit pleite, selbst die achtgrößte Wirtschaft der Welt, Kalifornien,
ist seit Jahren zahlungsunfähig. Jedes Jahr schließen tausende
Geschäfte. Zahlreiche Kleinstädte gleichen Geisterstädten. Immer
mehr alte Menschen leben in bitterer Armut. Das Land verrottet
von innen her. Dennoch geben die USA jährlich 650 Milliarden
US-Dollar für ihre militärischen Aktivitäten im Ausland aus.
Krieg und Rüstung sind der einzig verbliebene Motor der
US-Wirtschaft und die einzige Möglichkeit, die Dominanz des
US-Dollars und der US-Firmen auf dem großen globalen Markt
zu erhalten. Die US-Politik hat den eigenen Laden nicht im Griff,
schreibt aber allen anderen Nationen immer noch vor, was sie
zu tun haben. Dieses Kolonialherren-Denken beruht immer
noch auf der »Manifest Destiny« des 19. Jahrhunderts, also
der Überzeugung, dass die USA – genauer die weiße US-Oberschicht –
den göttlichen Auftrag zur Expansion hätten. Sie sind davon überzeugt,
wie die Engländer vor ihnen, dass sie die Krone der Schöpfung seien
und alle anderen sich unterzuordnen hätten. Wenn sie das nicht tun,
dann werden sie entfernt.
Jan van Helsing: Sie beschreiben in Ihrem neuen Buch
ausführlich die Hintergründe dieses Denkens und beleuchten
genau die Entwicklung der USA hin zur Supermacht. Besonders interessant fand ich dabei die zwei Kapitel über Panama, das
im Grunde von den USA geschaffen wurde, und worüber wir
Europäer so gut wie nichts wissen.
Michael Morris: Ja, ich denke, dass es für uns Europäer sehr wichtig
wäre, die Geschichte der USA und die Denkmuster der Mächtigen in
dem Land besser zu verstehen, denn Europa wird nach wie vor von
den USA regiert und scheint momentan mit in den Abgrund gezogen
zu werden.
Im Jahr 1903 war Panama eine Provinz Kolumbiens, in der es den
Wunsch nach Unabhängigkeit gab. Die US-Geheimdienste halfen
den Separatisten beim Putsch gegen die Regierung und setzten
daraufhin im neu geschaffenen Staat Panama eine Regierung ein,
die den USA die Hoheit über den Panamakanal zusicherte. Diese
Intervention war so simpel und erfolgreich, dass sie künftig zu
einer Blaupause für die US-Außenpolitik wurde. Seitdem
intervenieren die USA in jedem Land, das für sie strategisch
von Vorteil ist. Sie haben rund um den Globus Militärbasen
errichtet, Regierungen gestürzt und neue eingesetzt und sie
haben den Zerfall des Ostblocks mit verursacht.
Sie haben während den 1980er-Jahren gemeinsam mit den
Saudis die Mudschaheddin in ihrem Kampf gegen die Russen
unterstützt, haben al-Qaida mit aufgebaut, haben ein Land
nach dem anderen unterworfen, doch nun haben sie offenbar
die Kontrolle über all das verloren, wie der Islamische Staat
oder der Krieg in Syrien beweisen. Zudem zerbricht die USA
von innen. Die konservativen Machthaber im Hintergrund
scheinen das aber nicht wahrhaben zu wollen. Viele von ihnen
scheinen völlig weltfremd zu sein und sich selbst komplett zu
überschätzen. Anstatt ihre eigenen Fehler einzugestehen,
bauen sie immer wieder neue Feindbilder auf, um das Volk
abzulenken. Doch mit Wladimir Putin könnten sie sich doch
übernommen haben.
Jan van Helsing: Was genau meinen Sie, wenn Sie davon
sprechen, dass die USA von innen her zerfallen? Wie muss
man sich das konkret vorstellen? Meinen Sie die Proteste
und Rassenunruhen?
Michael Morris: Auch, aber in den USA sind heute offiziell mehr
als zwei Millionen Jugendliche und junge Menschen obdachlos.
Dazu kommen mehrere Millionen älterer Obdachloser. Durch die
steigenden Mietpreise werden es täglich mehr. Viele dieser jungen
Menschen ziehen in kleinen Gruppen durchs Land. Sie vagabundieren,
sind desillusioniert, wütend und nehmen oft harte Drogen, um sich zu
betäuben. Sie stehlen und brechen ein, um über die Runden zu
kommen. Sie bleiben so lange an einem Ort, bis sie von der lokalen
Exekutive vertrieben werden und weiterziehen müssen. Sie prägen
mittlerweile das Stadtbild vieler US-Kleinstädte. Die meisten dieser
obdachlosen Jugendlichen sind weiß. Sie gehören der ehemaligen
weißen Mittelschicht an, die konstant ausgedünnt wird. Sie sind von
der privilegierten Oberschicht ausgestoßen worden und konkurrieren
nun mit anderen Randgruppen der Gesellschaft um die Brotkrumen
am Rande der Straße. Damit sind Unruhen vorprogrammiert.
Ein großer Teil der afroamerikanischen Familien in den USA ist
zerrüttet, viele schwarze Familienväter sitzen im Gefängnis – oft
wegen lächerlich kleiner Vergehen. Schwarze und Hispanics wurden jahrzehntelang von einer weiß dominierten Exekutive benachteiligt,
schikaniert, weggesperrt oder getötet. Es ist wie im Lied »Zehn
kleine Negerlein«. Täglich werden in den USA »zwei kleine Negerlein«
von Polizisten erschossen und kaum jemand kümmert sich darum.
Niemand glaubt in den USA mehr daran, dass die Polizei zum Schutz
der Bevölkerung da sei. Die Polizei ist dank zahlreicher absurder
Gesetze und Verordnungen zum Feind des Volkes geworden.
Die Polizei darf Bargeld, das sie bei Fahrzeugkontrollen findet,
beschlagnahmen und frei darüber verfügen; sie darf »Verdächtige«
jederzeit ohne Beweise oder Gerichtsverfahren einsperren.
Gewaltexzesse und Mord durch die Polizei sind an der
Tagesordnung. Noch können die wütenden Massen mittels
sozialer Medien und Ablenkungsmanöver von den Vierteln
der Reichen ferngehalten werden. Aber nicht mehr lange.
Jan van Helsing: Sie gehen von Unruhen aus?
Michael Morris: Oh ja, und ich weiß, wie sie aussehen können.
Ich habe 1992 die Riots (Aufstände) nach dem Fall Rodney
King miterlebt. Ich war dabei, als das Land für Tage im
Ausnahmezustand war, das öffentliche Leben stillstand
und ganze Stadtviertel in vielen Großstädten brannten.
Das war nicht schön. Und es kann jederzeit wieder passieren.
Und diesmal ist die soziale Kluft zwischen arm und reich noch
viel größer. Also ist die Gefahr groß, dass die Regierung, wenn
es brenzlig wird, ein großes Ablenkungsmanöver startet und
einen Krieg im Außen anzettelt. Ein äußerer Feind ist das
effektivste Mittel, um ein gespaltenes Volk wieder zu einen
– zumindest für kurze Zeit.
Jan van Helsing: Der Ausdruck »zehn kleine Negerlein«
ist aber politisch gar nicht mehr korrekt, so etwas darf
man doch heute nicht mehr sagen. Schon gar nicht in
den USA.
Michael Morris: Ja, ist es nicht interessant, dass diese
heuchlerische »political correctness« aus den USA kommt,
aus einem Land, das alle Bürgerrechte mit Füßen tritt und
Freund und Feind ausspioniert? Und ist es nicht bemerkenswert,
dass genau jene Heuchelei in Europa so Einzug gehalten hat?
Im Jahr 2008 wurde in Paris der europäische »Rat für Toleranz
und Versöhnung« geschaffen, ein Gremium gespickt mit
hochkarätigen und einflussreichen aktuellen oder ehemaligen
europäischen Spitzenpolitikern, christlichen, muslimischen und
jüdischen Vertretern, deren Aufgabe es ist, auszuarbeiten, wie
man die Europäer zur »Toleranz« umerziehen kann. Das ist die
moderne Form der Gedankenpolizei, vor der George Orwell
bereits 1949 warnte.
Wie der Papst feststellte, befinden wir uns bereits im Dritten
Weltkrieg. Dieser Krieg wird in unseren Breiten vorerst vorwiegend
auf geistiger Ebene geführt, aber das ist nur die Vorbereitung für
einen militärischen Krieg. Wir werden immer stumpfer und brutaler
gemacht. Wir dürfen vieles nicht mehr sagen, nicht aussprechen,
nicht einmal mehr denken, aber wir führen mehr Kriege als je zuvor,
zerstören ein Land nach dem anderen. Der Wettbewerb innerhalb
westlicher Firmen nimmt immer mehr zu, wird immer brutaler,
aber nach außen tun wir so, als wären wir alle lieb, offen und
tolerant. Diese Gesellschaft ist zutiefst verlogen.
Das Lied »Zehn kleine Negerlein« stammt aus den 1860er-
Jahren und legt Zeugnis ab über den Rassenhass und die
Arroganz einer reichen, weißen US-Finanzaristokratie.
Ursprünglich hieß das Kinderlied »Zehn kleine Indianerlein«,
und es sollte kleinen Kindern spielerisch vermitteln, dass die
nordamerikanischen Ureinwohner dumm und nutzlos waren.
US-Präsident Andrew Jackson hatte 1830 den Indian Removal
Act unterzeichnet, ein Gesetz zur Zwangsumsiedlung der
Ureinwohner. Man zerstörte ihre Werte und Traditionen
systematisch, da man sie als primitiv und dümmlich ansah.
Nachdem man die »Indianerlein« in den USA innerhalb weniger
Jahrzehnte nahezu ausgerottet hatte, ließ man fortan die
»Negerlein« im Lied auftauchen, also jene schwarze Bevölkerung,
die aus ihrer ursprünglichen Heimat geraubt worden war und nun
als Sklaven auf den Plantagen der weißen Oberschicht schuftete.
Indianerinnen wurden in den USA übrigens bis in die 1970er-Jahre
hinein zwangssterilisiert und Schwarze durften ebenso lange nicht
wählen. Heute sterilisiert die weiße US-Elite mittels ihrer Gutmenschenstiftungen im ganz großen Stil Afrikanerinnen –
oft ohne deren Wissen und gegen deren Willen. Millionen
Schwarze dürfen in den USA immer noch nicht wählen,
weil sie im Gefängnis sitzen, wo sie kein Wahlrecht haben.
Eine unliebsame Gruppe nach der anderen wird aus dem
Verkehr gezogen. ...
Jan van Helsing: Und nun geht es der weißen Mittelklasse
an den Kragen? Sie gehen in Ihrem Buch auch auf das
Problem der Überbevölkerung ein, das ebenfalls ein
Lieblingsthema reicher, weißer Angelsachsen zu sein
scheint. Worin besteht der Zusammenhang?
Michael Morris: Darin, dass das Establishment, die oberen
Zehntausend, Angst vor der Masse von Menschen hat, die
immer ärmer wird und sich eines Tages erheben könnte.
Dafür werden Vorbereitungen getroffen. Den Mob zu
dezimieren bedeutet, das Risiko für die herrschende
Klasse zu minimieren.
Jan van Helsing: Das klingt so grausam und unmenschlich,
dass die meisten Menschen sich weigern, solche Aussagen
zu glauben.
Michael Morris: Ja, ich weiß, genau das macht es den Machthabern
so einfach. Doch in der Upperclass sprechen zahlreiche führende Persönlichkeiten ganz offen davon, dass sie zwischen 30 Prozent
und 90 Prozent der Weltbevölkerung auslöschen wollen. Offiziell
begründen sie das damit, dass zu viele Menschen dem Planeten
und dem Ökosystem schaden, doch in Wahrheit kümmert sie die
Natur herzlich wenig.
Man muss begreifen, dass die meisten Menschen, die heute den
Erdball bevölkern, in den Augen der Oberschicht nutzlos sind.
Man braucht sie nicht mehr, denn anders als früher kann die
meiste Arbeit heute von Maschinen und Computern erledigt
werden. Zudem ist unser Finanzsystem am Ende und man
weiß nicht mehr, wie man all die Arbeitslosen, Veteranen
und Rentner noch länger bezahlen soll. Rund 50 Millionen
US-Amerikaner leben von Essensmarken, und diese sozialen
Programme werden nach und nach gekürzt, weil man das
Geld lieber in Kriege und Rüstung steckt.
Man hat längst begonnen, diese »nutzlosen Esser« beiseitezuschaffen.
Wie bei den »zehn kleinen Negerlein« verschwindet eines nach dem
anderen und keiner vermisst es. Sowohl in den USA als auch in Europa verschwinden jedes Jahr etwa je eine Million Menschen spurlos.
Die meisten von ihnen sind Kinder und Jugendliche. In jedem
US-Supermarkt oder Einkaufszentrum hängen dutzende
Bilder verschwundener Kinder oder Teenager.
Jan van Helsing: Ich muss gestehen, dass ich das eines
der erschütterndsten Themen in Ihrem Buch fand.
Mir war bis dahin nicht klar, dass jedes Jahr rund
zwei Millionen Menschen spurlos verschwinden und
die Polizei sich darum nicht kümmert. Das ist wirklich
unvorstellbar. Das ist mehr als die Einwohnerzahlen
von Hamburg oder Wien.
Michael Morris: Ja, das ist unvorstellbar, aber wahr. Die Polizei
hat Besseres zu tun, sie muss die Reichen beschützen, nicht
nur in den USA. Dasselbe spielt sich in etwas kleinerem Rahmen
auch in Europa ab. Man sollte nicht vergessen, dass in weiten
Teilen Europas mehr als die Hälfte aller Jugendlichen arbeitslos
ist. Bislang konnten viele von ihnen von ihren Familien
aufgefangen werden, aber auch denen geht langsam das
Geld aus, da immer mehr Familien aus dem Mittelstand
nach unten abrutschen.
Es wird bald krachen in Europa. Doch bevor es der Upperclass
an den Kragen geht, wird sie versuchen, einen Krieg gegen
Russland anzuzetteln. Alle Vorbereitungen dafür sind getroffen.
Ein Krieg war für Politiker in Bedrängnis schon oft die Ultima Ratio.
Zudem würde er das Problem der Überbevölkerung ein wenig
eindämmen. Ich glaube nicht, dass all die Aufrüstung, die
gerade in Europa stattfindet, nur Drohgebärde ist.
Jan van Helsing: Denken Sie wirklich, dass die Elite
einen großen Krieg zulassen würde? Hat sie nicht
selbst viel dabei zu verlieren? Deutschland und
Österreich haben beide Weltkriege gegen Russland
verloren. Sie beschreiben im Buch, dass sie auch den
nächsten verlieren würden. Würden sich die oberen
Zehntausend also wirklich darauf einlassen?
Michael Morris: Sie haben es bereits immer und immer wieder
getan. Für sie ist vorgesorgt, mit Bunkern und abgelegenen
Anwesen. Es gibt in den westlichen Führungsebenen doch
weder Moral noch Anstand oder Weitblick. Gier, Angst und
Selbstüberschätzung sind die treibenden Kräfte. Im Jahr
1950 verdienten Manager das 30-Fache von Arbeitern,
heute ist es das 500-Fache. Diesen Umstand hat der
US-Milliardär Nick Hanauer bereits im Juli 2014 offen
angeprangert, und er hat vor Aufständen gewarnt.
Irgendwann wird der Bogen überspannt sein.
Doch statt gegenzusteuern, bauen jene, die unsere Politiker
steuern, die Exekutive zu einem Schutzwall gegen die Bevölkerung
auf. Wer gegen diese unmenschlichen Zustände angeht, wird als
»Terrorist« eingestuft. Dabei geht der Terror zunehmend vom Staat
aus. Das Pentagon verschenkte in den Jahren 2013 und 2014 mehr
als 600 Radpanzer an lokale US-amerikanische Polizei-Stationen.
Diese sogenannten MRAP-Fahrzeuge bewahren Insassen vor der
Wirkung von Minen, Sprengfallen und vor direktem Beschuss
von Panzerabwehrwaffen. In den USA wird die Polizei also zu
einer Armee ausgebaut, die sich für einen brutalen
Bürgerkrieg rüstet!
Jan van Helsing: Aber Europa ist anders.
Die USA sind immer in allem extremer.
Michael Morris: Nicht wirklich. Dasselbe passiert in Europa.
Im italienischen Vicenza halten die europäische Gendarmerie-
Truppe und die sogenannten »Stabilisierungseinheiten«
mehrerer EU-Staaten regelmäßig Anti-Terror-Übungen ab.
Dort werden Spezialeinheiten aus ganz Europa im Häuserkampf
und in den Techniken der »zivilen Konfliktlösungsstrategie«
geschult. Nahe der französischen Kleinstadt Sissonne trainieren
Deutsche und Franzosen in einer riesigen Übungsstadt gemeinsam,
wie man Aufstände unterdrückt und Aufständische ausschaltet.
Jan van Helsing: Wo bleibt der Hoffnungsschimmer?
Es ist Sommer, die Menschen wollen mit einem positiven
Gefühl in den Urlaub fahren. Was können Sie ihnen sagen?
Michael Morris: Wenn Sie Spaß haben wollen, lesen Sie bloß nicht
mein neues Buch! Genießen Sie das Leben in vollen Zügen, grillen
Sie, gehen Sie schwimmen, lachen Sie und tun sie so, als wäre
alles gut.
Nein, im Ernst – ich glaube, man kann sein Umfeld realistisch
und kritisch beurteilen und sich dementsprechend verhalten,
ohne deshalb gleich in Depressionen zu verfallen. Wir leben in
schwierigen und gefährlichen Zeiten, umso wichtiger ist es,
wach und aufmerksam zu sein. Wir sollten keine Angst vor
einem Krieg haben, wir sollten ihn einfach nur verhindern.
Es gibt bereits zu viel Angst auf diesem Planeten. Es gibt
immer Licht und Schatten, gut und böse. Wichtig ist nur,
dass wir versuchen, ein Gleichgewicht zu halten und das
Dunkle nicht zu mächtig werden zu lassen. Wir müssen
der Wahrheit ins Auge sehen. Die Gefahr eines Dritten
Weltkrieges ist sehr real, ebenso wie die Möglichkeit,
dass die Bevölkerung sich erhebt und entschlossen ein
Ende der Kriegshetze fordert. Danach kann sie wieder
grillen und schwimmen und Spaß haben. ...
Jan van Helsing: In diesem Sinne wünsche ich Ihnen
und allen Lesern einen schönen, ausgelassenen und
friedlichen Sommer. Und vielen Dank für das Interview.
Quelle: http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/enthuellungen/
redaktion/-zehn-kleine-negerlein-.html
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»Ich halte die Lügen nicht mehr aus« - Interwiev Teil I:
http://lichtweltverlag.blogspot.co.at/2015/05/ich-halte-die-lugen-nicht-mehr-aus.html
http://lichtweltverlag.blogspot.co.at/2015/05/ich-halte-die-lugen-nicht-mehr-aus.html
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