von Willy Wimmer
Eigentlich ist der Super-Gipfel in New York bei den
Vereinten Nationen zu schnell verflogen. Kein Wunder,
wenn die
»willkommenskulturellen Exzesse« jeden
Abend über die Bildschirme ausgestrahlt
werden.
Da kann es schon mal geschehen, dass sich bestimmte
Bilder nicht so
einprägen, wie sie es verdient hätten.
Denn solche Bilder hat es in New York
gegeben und
sie müssen festgehalten werden. Sie betrafen den
russischen Präsidenten
Putin und sie wurden umso
deutlicher, je mehr der amerikanische Präsident
ebenfalls auf den Bildschirmen präsent war.
Der Unterschied hätte nicht deutlicher ausfallen
können und
selbst bei einer mehr und mehr gelenkten deutschen Presse
war nicht
zu verbergen, wie zerknirscht Präsident Obama
auftrat. Sein russischer Kollege
war das genaue Gegenteil.
Putin scheint es gut bekommen zu sein, dass die G8
gleichsam
in einem Anfall von Selbstisolation den russischen Präsidenten
vor
die Türe gesetzt hatten. Bilder sagen auch in der heutigen
Medienlandschaft
immer noch mehr als tausend Worte.
Putin scheint diese Freizeit von amerikanischer
Gängelei
genutzt zu haben. Er war entspannt und hatte nichts
dagegen, es
weltweit zu vermitteln.
Russland ist wieder auf der Bühne
Der Kontrast zum westlichen Verhalten gegenüber Russland nach
dem westlichen
Putsch in der Ukraine hätte nicht deutlicher ausfallen
können. Vor allem, wenn
man die Rolle des russischen Präsidenten
anlässlich der Ukraine-Konferenz in
Paris, wenige Tage nach dem
Super-Gipfel in New York, in Rechnung stellt.
Die Dinge sind seit dem G7-Treffen in Bayern offenbar
neu sortiert
worden. Die G7/8 waren neben der NATO der sichtbarste
Ausdruck
für die Schlepptau-Funktion dieser Runden im amerikanischen
Interesse
als der »einzig verbliebenen Supermacht« und der
»unverzichtbaren Nation«.
Durch den Rauswurf der Russischen
Föderation hat der Westen diesen
widernatürlichen Spuk selbst
beendet. Die Welt wurde seither sichtbar eine
andere.
Der Gegenentwurf für Mord und Totschlag
nimmt Konturen an: Russland wird die
Vormacht des Völkerrechts
So traurig es ist, aber es bedurfte schon nicht mehr des mörderischen
Angriffs
amerikanischer Bomber auf ein international geschütztes
Krankenhaus in der
nordafghanischen Stadt Kundus. Es ist hinlänglich
bekannt und weltpolitische
Wirklichkeit seit fast zwei Jahrzehnten,
dass die USA in unserem Umfeld für
Mord und Totschlag stehen.
Eine Garantiemacht des globalen Elends eben.
Es war geradezu empörend, den amerikanischen
Präsidenten
über die Untaten von Assad vor den Vereinten Nationen reden
zu
hören. Die von ihm dort angelegten Maßstäbe müsste er als Verantwortlicher für
die Drohnenmorde bei sich selbst anlegen.
Es würde auch nicht schaden, wenn er
sich seine Amtsvorgänger vorknöpfen würde, um den Internationalen
Strafgerichtshof in
Den Haag mit Zukunftsaufgaben zu befassen.
Die ständigen Anrufe aus Washington bei der deutschen
Bundeskanzlerin
wegen der Migrationsentwicklung erwecken zudem den Eindruck,
dass
in Berlin die Weisungen aus Washington eher vernommen werden als
die
Sorgen im eigenen Land darüber, dass hier regierungsamtlich ein
rechtloser
Zustand hervorgerufen worden ist.
Dagegen steht seit geraumer Zeit die erklärte
Politik der Russischen
Föderation.
Man kann es wenden und drehen, wie man will: von der mangelhaften Aufklärung
der unter niederländischer Führung durchgeführten
Untersuchungen wegen der
Ermordung von Flugzeugpassagieren
im Luftraum der Ukraine bis zum Vorgehen der
russischen
Streitkräfte in Syrien.
Man hält sich in Moskau an die Regeln, die zuletzt
nach einem
mörderischen Weltkrieg in Europa und der Welt aufgelegt worden
waren, um einen erneuten Weltkrieg zu verhindern. Wenn man
als europäischer
Betrachter das dagegenstellt, was aus Washington
zu vernehmen ist, kann einen
schon das Grauen überfallen.
In einem Land, das nur noch auf die schreckliche Potenz
seiner
bewaffneten Kräfte starrt und davon abhängig ist, machen sich
die
republikanischen Präsidentschaftsbewerber daran, uns den
Dritten Weltkrieg zu
avisieren. Wenn man deren Wortwahl in
Rechnung stellt, muss das einst so stolze
und verantwortlich
handelnde Amerika am Ende sein. Mord und Totschlag heißt
die
aus Washington stammende Perspektive, wenn die Zöglinge
der Bushs, Cheneys und
McCains dran kommen sollten.
Jetzt ist es kein Trost, an demokratische Rivalen
denken zu wollen.
Mit Bill und Madeleine fing es vor 16 Jahren an. Davor stand
allerdings
durch Henry Kissinger der global unternommene Versuch, das Völkerrecht
in seiner akzeptierten Form nicht nur zu beseitigen, sondern durch ein
neues
Völkerrecht im amerikanischen Interesse zu ersetzen.
Der klägliche Rest der ehemals stolzen Völkerrechtsabteilung des deutschen
Auswärtigen Amtes spricht Bände für
Deutschland
Wenige Tage nach den Jubiläumsfeiern zur deutschen Einheit ist
es nicht nur
zweckmäßig, an die Rolle des Völkerrechts als den
zentralen Pfeiler für die
Wiederherstellung der Wiedervereinigung
zu erinnern. Von der Helsinki-Konferenz
des Jahres 1975 bis hin
zur Charta von Paris aus dem November 1990: Es war der
völkerrechtliche Rahmen, der das alles möglich gemacht hatte.
Wir konnten auf
vieles stolz sein. Dazu zählten aber auch die
»Kronjuwelen« des deutschen
Auswärtigen Amtes:
die Völkerrechtsabteilung. Zusammen mit berühmten
österreichischen Völkerrechtlern hat man in Bonn gezeigt,
was man drauf hatte,
und wurde erfolgreich.
Heute weiß vermutlich kaum jemand, dass es diese
Abteilung
noch gibt. Die politische »Fehlanzeige«, die sich da einstellt,
steht
aber synonym für das ganze Land. Hier herrscht inzwischen
ein fast zarenhaftes
Rechtsverständnis. Wie eine biblische Plage
wird davon derzeit unser Land
mittels einer Migrationsbewegung
getroffen, die dem Grundsatz frönt: keine
Grenzen, kein Staat.
Es muss der Zusammenbruch Bayerns ins Haus stehen, um
staatliches Handeln hervorzurufen, das diesen Begriff überhaupt
rechtfertigt.
Es gab Zeiten, in denen wir auf den »Rechtsstaat«
stolz gewesen sind.
Vermutlich haben wir es alle verschlafen,
dass unsere Rechtsordnung von »willkommens-kulturellen
Anwandlungen« abgelöst worden ist. Das bringt uns innenpolitisch
noch um,
außenpolitisch wird es uns den staatlichen Verstand rauben.
Wie mit Moskau unter diesen
Umständen mithalten?
Moskau steht mit seiner Politik auf einer weltpolitischen
Bühne, die sich
wieder nach berechenbaren Entwicklungen
sehnt. Washington steht für die
Zerstörung der uns bekannten
Welt und bedeutet »Elend für alle«. Moskau gibt
Hoffnung,
die wir aus Washington so nicht mehr erwarten können.
Auf diesen neuen Antagonismus in einer sensationellen
Ausprägung
müssen wir uns einrichten, wollen wir nicht unter die Räder geraten.
Wir müssen innerstaatlich wieder wissen, was ein demokratischer
Rechtsstaat
ist, und uns von dem Wesen persönlicher Notverordnungen
einer noch im Amt
befindlichen Bundeskanzlerin lösen.
Außenpolitisch führt kein Weg daran vorbei, uns wieder
völkerrechtlich satisfaktionsfähig zu machen und unsere
Politik neu zu
justieren.
Derzeit regiert bei uns innen- und außenpolitisch das Chaos.
Damit
werden wir der russischen Politik nichts entgegensetzen
können. Wir waren es in
der Vergangenheit, die sich auf unsere
Rechtskultur etwas zugutehalten konnten.
Moskau hat – anders
als wir – die Zeit nicht verschlafen.
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http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/geostrategie/willy-wimmer/putin-ante-portas.html
Willy Wimmer (geb.1943) war 33 Jahre Abgeordneter der
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http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/geostrategie/willy-wimmer/putin-ante-portas.html
Willy Wimmer (geb.1943) war 33 Jahre Abgeordneter der
CDU im deutschen Bundestag, daneben hatte er
verschiedene
Ämter inne, u.a. als Parlamentarischer Staatssekretär des
Bundesministers der Verteidigung und als Vizepräsident der
Parlamentarischen
Versammlung der KSZE/OSZE, wo er auf
höchster staatlicher Ebene Gespräche rund
um den Globus
führte. Währen der völkerrechtswidrigen Kriege in Jugoslawien
und
im Irak erregte er durch pointierte öffentliche Stellungsnahmen
größere
Aufamerksamkeit, beons durch eine Verfassungsklage im
Streitfall Afghanistan.
(Klappentext aus dem sehr
empfehlenswerten
Buch von Wolfgang Effenberger und Willy Wimmer:
„Wiederkehr der Hasardeure“, zeitgeist 2014)
„Wiederkehr der Hasardeure“, zeitgeist 2014)
Flüchtlingsströme
von historischer Dimension – JJK:
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