9. Februar 2016

Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz: "Angela Merkel handelt vollkommen irrational"


"Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute;
seht nur an, wohin und die Normalen gebracht haben."
George Bernhard Shaw (1856-1950)

Und wie "normal" Angela Merkel ist, 
das veranschaulicht dieser Beitrag.

Jahn J Kassl 

 

Der Druck auf Bundeskanzlerin Angela Merkel nimmt mit jedem 
Tag zu. Eine Mehrheit der Bürger glaubt nicht mehr an ihren Kurs 
in der Flüchtlingskrise. Immer mehr Mitglieder 
ihrer eigenen Partei begehren gegen sie auf
In Europa ist sie zunehmend isoliert. Die Frage stellt sich: 
Warum hält die Kanzlerin scheinbar unbeirrt an ihrem Kurs fest?

Der Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz hat dafür eine 
ungewöhnliche Erklärung: Merkel leide, wie viele Mächtige, 
an Selbstüberschätzung, die sie mittlerweile immun für 
Kritik mache. 
Maaz verfolgt die politische Karriere von Angela Merkel seit Jahren. Deutschlandweit bekannt wurde der Bestseller-Autor 1990 durch 
sein Psychogramm der Ostdeutschen.
Maaz kommt zu einem beunruhigenden Schluss in Hinsicht 
auf Merkel. Ihre Politik nennt er "vollkommen irrational".  
Viele sähen in ihr die mächtigste Frau der Welt; in dieser Position 
akzeptiere sie keine Kritik an ihrem Kurs mehr. Ihre rigide Haltung 
zeige sich sowohl in ihren Reden als auch in ihrer Körperhaltung. 

Der Psychoanalytiker sieht Merkel damit zu einer "Gefahr" 
für Deutschland werden. Und - in einer Parallele zum CSU-Chef 
Horst Seehofer, der kürzlich bei einer Rede einen Schwächeanfall erlitt
sieht er einen "psychischen Zusammenbruch" kommen, falls sie an 
ihrem Kurs weiter "stur" festhalte. 

Die Huffington Post hat mit Hans-Joachim Maaz über die dunklen 
Seiten der Macht gesprochen - und darüber, was Angela Merkel 
und Deutschland in den nächsten Monaten erwartet:  
Huffington Post: Herr Maaz, Sie haben im 
Oktober davon gesprochen, dass Angela Merkel 
"von allen guten Geistern verlassen" sei. Die Flüchtlingskrise 
und die Kritik an Merkels Politik haben sich seitdem extrem 
zugespitzt. Wie lautet Ihr Urteil heute?

Hans-Joachim Maaz: Mittlerweile ist es noch deutlich schlimmer 
geworden. Ich würde ihr Verhalten als vollkommen irrational 
bezeichnen, weil sie die realen Schwierigkeiten in Zusammenhang 
mit der Flüchtlingskrise nicht zur Kenntnis nimmt.

Die Überforderung der Behörden, die Isolierung in Europa, 
die Spaltung der Gesellschaft, die Kritik aus der eigenen Partei - 
all das scheint sie nicht zu kümmern. Sie beharrt auf ihrem 
Standpunkt. Ihr Verhalten wird immer trotziger. Wie Merkel sich 
derzeit verhält - irrational und nicht einsichtig - lässt befürchten, 
dass sie den Bezug zur Realität verloren hat.

Wie erklären Sie sich das?

Merkel ist der Prototyp eines Menschen der hochgelobt und 
hochgepusht wurde. Gleichzeitig gibt es bei ihr eine narzisstische Grundproblematik ...

... was bedeutet?

 Merkel wurde lange als mächtigste Frau der Welt bezeichnet. 
Ihre eigene Partei bewunderte sie, weil sie es gewagt hat, 
gegen Kohl aufzubegehren. Sie war die "Mutter der Nation". 
Manche wollten ihr gar den Friedensnobelpreis geben.

All diese Einschätzungen beruhen nicht auf einer realen 
Führungsstärke oder einer Kompetenz von Merkel. Sie hat 
ganz lange keine schwierigen Entscheidungen getroffen. 
Sie war nie ein Leader, sie hat immer reagiert und nicht agiert. 
Das zeugt von Unsicherheit und einem Selbstwertdefizit, das 
es übrigens bei vielen Mächtigen gibt.

Künstlich aufgeblasenes Selbstbild

Das Problem ist: Man muss fürchten, dass Merkel selbst glaubt, 
sie sei die mächtigste Frau der Welt. Durch dieses künstlich 
aufgeblasene Selbstbild kommt eine sture Haltung zustande 
wie derzeit in der Flüchtlingskrise.

Woran machen Sie fest, dass Merkel 
das Lob zu Kopf gestiegen ist?

Daran, dass sie emotionale Entscheidungen trifft. Das hat sie 
jahrelang nicht getan. Und die Deutschen haben sie dafür 
mehrheitlich geliebt. Ihre erste emotionale Entscheidung 
war der Atomausstieg nach Fukushima. Da wusste sie einen 
Großteil der Bürger hinter sich. Die zweite emotionale Entscheidung 
war die Grenzöffnung für die Flüchtlinge im Herbst. Das wurde weltweit 
als große humanitäre Geste gefeiert. Durchdacht war das allerdings 
nicht, wie sich im Nachhinein zeigt.

Mit diesen zwei Ereignissen hat sie ihre Selbstüberschätzung 
noch einmal bestätigt. Allerdings hat sich die Situation mittlerweile v
öllig verändert. Aber das sieht sie wohl nicht mehr.

Also ist sie blind für die Realität. 
Könnte sich das nicht wieder ändern?

Ich glaube nicht. Und das narzisstische Problem hat meist 
unschöne Folgen. Menschen, die ein Selbstwertdefizit, eine 
Minderwertigkeit und eine Unsicherheit haben, vollbringen 
häufig übermäßige Leistungen, um erfolgreich zu sein und 
Anerkennung zu finden. Wenn andere das dann bestätigen, 
ist das Ziel erreicht. 

Psychischer Zusammenbruch steht bevor

Problematisch wird es, wenn die Anerkennung plötzlich wegfällt 
und in Kritik umschlägt, wie jetzt bei Frau Merkel. Wir kennen 
das auch von Stars im Showbusiness: Dann kommt die Einsamkeit, 
vielleicht der Alkohol und ein psychischer Zusammenbruch.

Diese Gefahr sehen Sie bei Merkel?

Ja, warum sollte es bei ihr anders sein als bei vielen anderen 
Menschen in mächtigen Positionen? In der aktuellen Situation ist 
tatsächlich zu befürchten, dass ein psychischer oder psychosomatischer Zusammenbruch bevorsteht.

Auch Horst Seehofer scheint der Machtkampf mit der Kanzlerin
im Übrigen zuzusetzen. Er erlitt erst kürzlich einen Schwächeanfall. 
Eigentlich ist das kein Wunder, wenn man bedenkt, was auf dem 
Spiel steht: seine Macht, die der Kanzlerin und die historische 
Koalition von CDU und CSU.

Aber was hält Merkel davon ab, auf die Kritik zu reagieren? 
Schließlich hat sich mittlerweile das halbe Land gegen sie 
gewendet - ganz zu schweigen von der eigenen Partei. 
Wie hält sie das aus?

Psychotherapeuten sprechen in so einem Fall von seelischer 
Verpanzerung. Menschen, die eine tiefe innere Bedürftigkeit
oder Not haben, müssen Kritik radikal aus der Wahrnehmung 
verdrängen. Man lässt keine Kritik von außen zu und man 
schottet sich auch von der Innenwahrnehmung und den 
eigenen Gefühlen ab.

Die Folge sind Gefühls- und Emphatielosigkeit, um sich zu 
schützen. Ein Mensch, der weniger verpanzert ist, reagiert
auf Kritik. Merkel aber bleibt stur bei ihrem "wir schaffen das".

Und noch ein weiterer Begriff deutet auf eine Verpanzerung hin. 
Merkel verwendet sehr häufig das Wort alternativlos. Das ist 
natürlich Unsinn, denn es gibt keine Situation, die alternativlos ist. 
Dass sie das Wort benutzt, ist aber ein Hinweis auf ihr Seelenleben. 
Sie lässt keine Bedenken zu, es gibt keine Ambivalenz.

Spiegelt sich das Seelenleben von Angela Merkel 
auch in der Körpersprache?

Es ist viel über die Merkelraute spekuliert worden. 
Ich sehe sie als ein Zeichen von Unsicherheit. 
Sie hält sich daran fest, eine Dynamik lässt diese Geste 
nicht zu. Die Raute ist eine rigide Haltung. Als mächtigste 
Frau der Welt darf man keine Unsicherheit zeigen.

Irren können Narzissten nicht

Nach all dem, was Sie beschrieben haben, wird 
Merkel ihren Kurs eher nicht ändern. Halten Sie 
die momentane Situation und Merkels "Narzissmus" 
deshalb für gefährlich für Deutschland? 

Ja, das Verhalten von Frau Merkel ist gefährlich, denn es 
trägt sehr dazu bei, dass sich die Gesellschaft spaltet, 
weil sie auf Positionen beharrt, die eine wachsende Zahl 
der Bürger nicht mehr akzeptiert.

Und glauben Sie, dass Merkel am Ende ihre Position 
aufgibt oder freiwillig aus dem Kanzleramt auszieht?

Ich glaube es nicht. Der Vergleich ist vielleicht hart, aber mich 
erinnert Merkel gerade an Erich Honecker als er in das Flugzeug 
nach Chile steigt und zum Abschied die Rotfrontfaust erhebt. 
Zu sagen man irrt sich, stellt das ganze bisherige Leben in 
Frage. Das können Narzissten nicht.

Quelle: THE HUFFINGTON POST


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