Niederösterreich/Traiskirchen:
Persönliche Eindrücke über das
größte
Erstaufnahmelager für
Flüchtlinge in Österreich.
16. August 2015, 16-17.30 Uhr
English Translation:
There are too many!
„Traiskirchen ist eine ca. 20 km südlich von
Wien gelegene Stadt
in Niederösterreich, mit 18.326 Einwohnern (Stand
1. Jänner 2015),
die auch auf Grund der dort befindlichen Bundesbetreuungsstelle für
Asylwerber,
des sogenannten Flüchtlingslagers Traiskirchen,
in ganz Österreich bekannt
ist.“ (Wikipedia)
Und Traiskirchen ist in diesen Tagen DAS Thema in Österreich.
Medien berichten täglich ganzseitig, Politiker schieben sich täglich
gegenseitig die Verantwortung zu und die Menschen die es betrifft,
Flüchtlinge
wie die Bewohner von Traiskirchen, werden mehr oder
weniger allein gelassen.
Niemand der Offiziellen fühlt sich für die
Zustände des völlig überfüllten
Lagers wirklich zuständig oder
verantwortlich und Amnesty International sagt: „Was in
Traiskirchen stattfindet ist ein
Skandal der Ignoranz,
der Nachlässigkeit und des Desinteresses."
Ich machte mir selbst ein Bild. Am 16. August 2015 war ich dort.
1. Station, Tankstelle direkt im Ort: Ich kaufe ein Wasser
und frage die Angestellte nach dem Weg in das Flüchtlingslager.
„Wollen sie sich schocken lassen?“, höre ich eine freundliche
aber bestimmte Stimme. „Die Flüchtlinge sind arm, aber
diese Zustände sind auch für uns kaum noch erträglich“,
schildert mir die Frau. Unmut und Resignation sind
und frage die Angestellte nach dem Weg in das Flüchtlingslager.
„Wollen sie sich schocken lassen?“, höre ich eine freundliche
aber bestimmte Stimme. „Die Flüchtlinge sind arm, aber
diese Zustände sind auch für uns kaum noch erträglich“,
schildert mir die Frau. Unmut und Resignation sind
ihr anzumerken. Ich verabschiede mich.
2. Station: Ich fahre mit meinem Motorroller im Schritttempo
mehrmals um das Lager
herum und zwischen den Gassen
hindurch. Dabei bleibe ich mal da, mal dort stehen, blicke
durch den Gitterzaun auf das Zeltlager und auf der Straße,
im Müll sitzende Flüchtlinge.
hindurch. Dabei bleibe ich mal da, mal dort stehen, blicke
durch den Gitterzaun auf das Zeltlager und auf der Straße,
im Müll sitzende Flüchtlinge.
Ich fühle mich nach Bosnien versetzt. Damals, als
ich das
Land unmittelbar nach dem Krieg (1992-1995) besuchte,
bot sich mir ein ähnliches Bild: überquellende Müllsäcke
auf den Straßen, ein übler Geruch von Urin, Exkrementen
und verfaultem. Vor allem aber die Gesichter der Menschen,
in denen sich das erfahrene Leid und die Hoffnungslosigkeit
spiegeln. Balkan 1990 mitten in Österreich 2015.
Ich setze meinen Besuch fort.
Land unmittelbar nach dem Krieg (1992-1995) besuchte,
bot sich mir ein ähnliches Bild: überquellende Müllsäcke
auf den Straßen, ein übler Geruch von Urin, Exkrementen
und verfaultem. Vor allem aber die Gesichter der Menschen,
in denen sich das erfahrene Leid und die Hoffnungslosigkeit
spiegeln. Balkan 1990 mitten in Österreich 2015.
Ich setze meinen Besuch fort.
In den Parkanlagen wird zurückgelassen, was nicht
benötigt wird, einfach weggeworfen. Manches wird
auch in einer der Hauseinfahrten der Einheimischen
entsorgt. Müllsäcke und Kartons stapeln sich.
benötigt wird, einfach weggeworfen. Manches wird
auch in einer der Hauseinfahrten der Einheimischen
entsorgt. Müllsäcke und Kartons stapeln sich.
Was sofort in die Augen sticht
ist, dass die meisten
Flüchtlinge Männer zwischen 15-25 Jahren sind.
Familien? Ja, auch. Vor allem aber junge Männer.
Die Polizei tut was sie kann, man merkt es,
Flüchtlinge Männer zwischen 15-25 Jahren sind.
Familien? Ja, auch. Vor allem aber junge Männer.
Die Polizei tut was sie kann, man merkt es,
sie ist präsent, aber es ist zu wenig, um den
Einheimischen das Gefühl der Sicherheit zu geben.
Einheimischen das Gefühl der Sicherheit zu geben.
3. Station: Gegenüber dem Flüchtlingslager parke ich
meinen Motoroller und setze meinen Rundgang zu Fuß fort.
Vor dem gusseisernen Gitterzaun, der das Lager umgibt,
versammelt sich eine kleine, offensichtlich aus Wien
angereiste Menschenmenge zu einer Lichterkette.
Reden werden gehalten, Lieder gesungen.
meinen Motoroller und setze meinen Rundgang zu Fuß fort.
Vor dem gusseisernen Gitterzaun, der das Lager umgibt,
versammelt sich eine kleine, offensichtlich aus Wien
angereiste Menschenmenge zu einer Lichterkette.
Reden werden gehalten, Lieder gesungen.
Die Flüchtlinge filmen und fotografieren diese Szene
mit
ihren Handys aus dem Lager heraus. Ich erlebe diese
Situation als gut gemeint, jedoch verfehlt sie das Ziel.
Denn die Lichterkette ist vor allem an die Flüchtlinge
adressiert und bezieht die Einheimischen, die von der
gegenüberliegenden Straßenseite hinüberblicken,
ihren Handys aus dem Lager heraus. Ich erlebe diese
Situation als gut gemeint, jedoch verfehlt sie das Ziel.
Denn die Lichterkette ist vor allem an die Flüchtlinge
adressiert und bezieht die Einheimischen, die von der
gegenüberliegenden Straßenseite hinüberblicken,
nicht mit ein.
Während ich
diese für mich etwas surreale Szene
betrachte, tritt eine Frau zu mir und
fragt, ob ich zu
dieser Lichterkette dazu gehöre?
dieser Lichterkette dazu gehöre?
Ich verneine und gebe mich als Blogger zu erkennen,
der über die Situation einen Beitrag schreiben möchte
und sich ein Bild vor Ort macht. Daraufhin spricht die
Frau Klartext, auch ein junger Mann tritt hinzu.
Beide wohnen gegenüber dem Flüchtlingslager
der über die Situation einen Beitrag schreiben möchte
und sich ein Bild vor Ort macht. Daraufhin spricht die
Frau Klartext, auch ein junger Mann tritt hinzu.
Beide wohnen gegenüber dem Flüchtlingslager
und geben mir Einblick in ihren Alltag, seitdem
laut
offiziellen Zahlen 5000, inoffiziell wird jedoch von
7000 Flüchtlingen ausgegangen, in Traiskirchen
erstversorgt werden. Dabei wird dreimal betont,
offiziellen Zahlen 5000, inoffiziell wird jedoch von
7000 Flüchtlingen ausgegangen, in Traiskirchen
erstversorgt werden. Dabei wird dreimal betont,
dass niemand etwas gegen die Flüchtlinge habe oder
gar „rechtes“ Gedankengut fröne, sondern was ich
immer wieder höre: „Es sind zu viele!“
Für eine Gemeinde mit 18.000 Einwohnern eine
unzumutbare Grenze. Hinzu kommen die kulturellen
Unterschiede, die sich auf das Zusammenleben fatal
auswirken, wie mir geschildert wird.
Ein Punkt, der von vielen Menschen, die es gut meinen
gar „rechtes“ Gedankengut fröne, sondern was ich
immer wieder höre: „Es sind zu viele!“
Für eine Gemeinde mit 18.000 Einwohnern eine
unzumutbare Grenze. Hinzu kommen die kulturellen
Unterschiede, die sich auf das Zusammenleben fatal
auswirken, wie mir geschildert wird.
Ein Punkt, der von vielen Menschen, die es gut meinen
und Hilfe leisten
wollen, gerne ausgeblendet wird, wie
ich finde. Die Frau und der Mann schildern, wie Flüchtlinge
in den Gärten der Anwohner übernachten und berichten
von einem Fall, wobei die vertriebenen Flüchtlinge sich
einen Tag später mit einem Plastiksack voller Scheiße,
den sie wie eine Wasserbombe an die Wand knallten,
beim Einheimischen revanchierten. Einheimische
ich finde. Die Frau und der Mann schildern, wie Flüchtlinge
in den Gärten der Anwohner übernachten und berichten
von einem Fall, wobei die vertriebenen Flüchtlinge sich
einen Tag später mit einem Plastiksack voller Scheiße,
den sie wie eine Wasserbombe an die Wand knallten,
beim Einheimischen revanchierten. Einheimische
Frauen trauen sich, vor allem wenn es dunkel ist, nicht
mehr alleine auf die Straße, da sie von den jungen
Männern angepöbelt werden. In den "Mühlbach",
der der durch die Ortsgemeinde fließt, wagt sich
niemand mehr hinein, da die Flüchtlinge achtlos
Rasierklingen, Dosen, Glassplitter und vieles mehr
mehr alleine auf die Straße, da sie von den jungen
Männern angepöbelt werden. In den "Mühlbach",
der der durch die Ortsgemeinde fließt, wagt sich
niemand mehr hinein, da die Flüchtlinge achtlos
Rasierklingen, Dosen, Glassplitter und vieles mehr
hinterlassen. Zeltfeste sind zum Erliegen gekommen und
von Einheimischen, die ihre Häuser verkaufen wollen,
sie aber nicht los werden, ist auf mein Nachfragen die
Rede. Vor allem aber höre ich immer diese zwei Sätze:
„Wir sind keine ‚Rechten‘, die Flüchtlinge tun uns leid,
aber es sind zu viele.“ Und es werden, ganz im
Gegensatz zu den Versprechungen der Politiker und
den Berichten der Medien immer mehr statt weniger.
Auch das Gerücht, dass Frauen im Lager vergewaltigt
werden macht die Runde. Wundern kann das niemanden.
Dass eine private Pension, die Flüchtlinge aufnehmen
wollte, nur aufgrund von Waschbecken, die in falscher
Höhe lagen, den Behörden dafür ungeeignet schien,
vervollständigt das desaströse Bild. Manchmal fehlen
einem die Worte.
von Einheimischen, die ihre Häuser verkaufen wollen,
sie aber nicht los werden, ist auf mein Nachfragen die
Rede. Vor allem aber höre ich immer diese zwei Sätze:
„Wir sind keine ‚Rechten‘, die Flüchtlinge tun uns leid,
aber es sind zu viele.“ Und es werden, ganz im
Gegensatz zu den Versprechungen der Politiker und
den Berichten der Medien immer mehr statt weniger.
Auch das Gerücht, dass Frauen im Lager vergewaltigt
werden macht die Runde. Wundern kann das niemanden.
Dass eine private Pension, die Flüchtlinge aufnehmen
wollte, nur aufgrund von Waschbecken, die in falscher
Höhe lagen, den Behörden dafür ungeeignet schien,
vervollständigt das desaströse Bild. Manchmal fehlen
einem die Worte.
Ich frage: Was ist mit den Politikern
und der Polizei?
Werdet ihr irgendwie unterstützt?
Die Polizei macht was sie kann, es sind aber zu
wenige, als dass sie sich um die Ortsansässigen
auch noch kümmern könnten. Von den Politikern
in Wien ist man maßlos enttäuscht.
wenige, als dass sie sich um die Ortsansässigen
auch noch kümmern könnten. Von den Politikern
in Wien ist man maßlos enttäuscht.
„Sie sollen 3
Monate hier leben, dann werden sie
wissen was hier los ist“ hallt es mir von der Frau
entgegen und der junge Mann nickt zustimmend.
Ich blicke auf einen etwa 16-Järigen Burschen,
wissen was hier los ist“ hallt es mir von der Frau
entgegen und der junge Mann nickt zustimmend.
Ich blicke auf einen etwa 16-Järigen Burschen,
der
in einer Garageneinfahrt sitzt… „ja, so
alt und
bis 25 sind die meisten“ wird mir gesagt und das
verbreitet großes Unbehagen. Und immer wieder
höre ich, „es sind einfach zu viele“. Die Schilderung
der Betroffenen geht weiter und ich solle schreiben,
bis 25 sind die meisten“ wird mir gesagt und das
verbreitet großes Unbehagen. Und immer wieder
höre ich, „es sind einfach zu viele“. Die Schilderung
der Betroffenen geht weiter und ich solle schreiben,
dass ein Alkoholverbot und Gutscheine (kein Bargeld)
nützlich währen. Und vor allem kein Ende in Sicht.
nützlich währen. Und vor allem kein Ende in Sicht.
Hat sich in den letzten Tagen, vor allem
nach
dieser medialen Aufmerksamkeit, etwas zum
Besseren verändert frage ich?
dieser medialen Aufmerksamkeit, etwas zum
Besseren verändert frage ich?
Nein, täglich kommen neue Flüchtlinge hinzu, täglich
neue Zelte. Auch der Lärm in der Nacht wird angesprochen,
viele Einheimische finden kaum noch Schlaf. Alles in allem
eine unzumutbare Situation für die Einheimischen wie für
die Flüchtlinge. Das ist offensichtlich.
neue Zelte. Auch der Lärm in der Nacht wird angesprochen,
viele Einheimische finden kaum noch Schlaf. Alles in allem
eine unzumutbare Situation für die Einheimischen wie für
die Flüchtlinge. Das ist offensichtlich.
Mir kommt der Vorschlag von Konstantin Wecker in den
Sinn, als er meinte, man solle alle Flüchtlinge aufnehmen!
Sinn, als er meinte, man solle alle Flüchtlinge aufnehmen!
Gut gemeint eben, aber nicht wirklich gut
– für niemanden.
Und der Bürgermeister? Dem sind die Hände gebunden,
wird mir gesagt. Sobald er gegen die gängige Praxis
auftreten würde, wäre er im „rechten Eck“ und das
möchte er vermeiden. Aber der Bürgermeister,
Andreas Babler, ist beliebt und wird gemocht,
das ist spürbar.
auftreten würde, wäre er im „rechten Eck“ und das
möchte er vermeiden. Aber der Bürgermeister,
Andreas Babler, ist beliebt und wird gemocht,
das ist spürbar.
Ich bedanke mich bei der Frau und dem Mann für
ihre bereitwilligen Auskünfte und setze meinen
Rundgang fort, indem ich auf die Ziegelmauer
des Lagers klettere. Dahinter sehe ich junge
Burschen, die zwischen Autowracks in einer
völlig trostlosen Umgebung Fußball spielen.
ihre bereitwilligen Auskünfte und setze meinen
Rundgang fort, indem ich auf die Ziegelmauer
des Lagers klettere. Dahinter sehe ich junge
Burschen, die zwischen Autowracks in einer
völlig trostlosen Umgebung Fußball spielen.
Dieser Teil des Lagers ist
von außen uneinsichtig.
Daher entschied ich mich, auf die Ziegelmauer zu
klettern. Erneut kehren Bilder aus dem zerstörten
Bosnien zurück. Daraufhin fahre ich im Schritttempo
weiter. Überall begegnet mir Dreck, ich sehe Anwohner,
die sich zwischen Garten- und Haustor unterhalten.
Ich fühle Angst, Sorge und auch Ohnmacht,
vor allem aber Wut.
klettern. Erneut kehren Bilder aus dem zerstörten
Bosnien zurück. Daraufhin fahre ich im Schritttempo
weiter. Überall begegnet mir Dreck, ich sehe Anwohner,
die sich zwischen Garten- und Haustor unterhalten.
Ich fühle Angst, Sorge und auch Ohnmacht,
vor allem aber Wut.
In den Gesichtern der schutzsuchenden Flüchtlinge
spiegeln sich Schmerz, Angst und Hoffnungslosigkeit.
Manchmal jedoch blicken mir große Kinderaugen entgegen,
denen man ansieht, dass sie für ihr junges Alter viel,
zu viel gesehen haben.
spiegeln sich Schmerz, Angst und Hoffnungslosigkeit.
Manchmal jedoch blicken mir große Kinderaugen entgegen,
denen man ansieht, dass sie für ihr junges Alter viel,
zu viel gesehen haben.
Insgesamt nehme ich vor allem unter den jungen
Männern, die mir in 4er, 5er oder 6er Gruppen
entgegenkommen ein enormes Potential an
Gewaltbereitschaft war.
Mit diesen Bildern verlasse ich das Erstaufnahmezentrum
Männern, die mir in 4er, 5er oder 6er Gruppen
entgegenkommen ein enormes Potential an
Gewaltbereitschaft war.
Mit diesen Bildern verlasse ich das Erstaufnahmezentrum
für Flüchtlinge in
Traiskirchen und fahre nach Wien zurück.
Jahn J Kassl
Volk gegen Regierung:
Neuer Fall in den USA erregt Aufsehen – Markus Gärtner:
http://lichtweltverlag.blogspot.co.at/2015/08/volk-gegen-regierung-neuer-fall-in-den.html
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