17. August 2015

ES SIND ZU VIELE! JJK


Niederösterreich/Traiskirchen: 
Persönliche Eindrücke über das 
größte Erstaufnahmelager für 
Flüchtlinge in Österreich.

16. August 2015, 16-17.30 Uhr

English Translation:

„Traiskirchen ist eine ca. 20 km südlich von Wien gelegene Stadt 
in Niederösterreich, mit 18.326 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2015), 
die auch auf Grund der dort befindlichen Bundesbetreuungsstelle für 
Asylwerber, des sogenannten Flüchtlingslagers Traiskirchen, 
in ganz Österreich bekannt ist.“ (Wikipedia)

Und Traiskirchen ist in diesen Tagen DAS Thema in Österreich. 
Medien berichten täglich ganzseitig, Politiker schieben sich täglich
gegenseitig die Verantwortung zu und die Menschen die es betrifft, 
Flüchtlinge wie die Bewohner von Traiskirchen, werden mehr oder 
weniger allein gelassen. Niemand der Offiziellen fühlt sich für die 
Zustände des völlig überfüllten Lagers wirklich zuständig oder 
verantwortlich und Amnesty International sagt: „Was in 
Traiskirchen stattfindet ist ein Skandal der Ignoranz, 
der Nachlässigkeit und des Desinteresses." 

Ich machte mir selbst ein Bild. Am 16. August 2015 war ich dort. 

1. Station, Tankstelle direkt im Ort: Ich kaufe ein Wasser 
und frage die Angestellte nach dem Weg in das Flüchtlingslager. 
„Wollen sie sich schocken lassen?“, höre ich eine freundliche 
aber bestimmte Stimme. „Die Flüchtlinge sind arm, aber 
diese Zustände sind auch für uns kaum noch erträglich“, 
schildert mir die Frau. Unmut und Resignation sind 
ihr anzumerken. Ich verabschiede mich. 

2. Station: Ich fahre mit meinem Motorroller im Schritttempo 
mehrmals um das Lager herum und zwischen den Gassen 
hindurch. Dabei bleibe ich mal da, mal dort stehen, blicke 
durch den Gitterzaun auf das Zeltlager und auf der Straße, 
im Müll sitzende Flüchtlinge. 
Ich fühle mich nach Bosnien versetzt. Damals, als ich das 
Land unmittelbar nach dem Krieg (1992-1995) besuchte, 
bot sich mir ein ähnliches Bild: überquellende Müllsäcke 
auf den Straßen, ein übler Geruch von Urin, Exkrementen 
und verfaultem. Vor allem aber die Gesichter der Menschen, 
in denen sich das erfahrene Leid und die Hoffnungslosigkeit 
spiegeln. Balkan 1990 mitten in Österreich 2015. 
Ich setze meinen Besuch fort.

In den Parkanlagen wird zurückgelassen, was nicht 
benötigt wird, einfach weggeworfen. Manches wird 
auch in einer der Hauseinfahrten der Einheimischen 
entsorgt. Müllsäcke und Kartons stapeln sich. 
Was sofort in die Augen sticht ist, dass die meisten 
Flüchtlinge Männer zwischen 15-25 Jahren sind. 
Familien? Ja, auch. Vor allem aber junge Männer. 
Die Polizei tut was sie kann, man merkt es,
sie ist präsent, aber es ist zu wenig, um den 
Einheimischen das Gefühl der Sicherheit zu geben. 

3. Station: Gegenüber dem Flüchtlingslager parke ich 
meinen Motoroller und setze meinen Rundgang zu Fuß fort. 
Vor dem gusseisernen Gitterzaun, der das Lager umgibt, 
versammelt sich eine kleine, offensichtlich aus Wien 
angereiste Menschenmenge zu einer Lichterkette. 
Reden werden gehalten, Lieder gesungen. 
Die Flüchtlinge filmen und fotografieren diese Szene mit 
ihren Handys aus dem Lager heraus. Ich erlebe diese 
Situation als gut gemeint, jedoch verfehlt sie das Ziel. 
Denn die Lichterkette ist vor allem an die Flüchtlinge 
adressiert und bezieht die Einheimischen, die von der 
gegenüberliegenden Straßenseite hinüberblicken, 
nicht mit ein. 

Während ich diese für mich etwas surreale Szene 
betrachte, tritt eine Frau zu mir und fragt, ob ich zu 
dieser Lichterkette dazu gehöre?
Ich verneine und gebe mich als Blogger zu erkennen, 
der über die Situation einen Beitrag schreiben möchte 
und sich ein Bild vor Ort macht. Daraufhin spricht die 
Frau Klartext, auch ein junger Mann tritt hinzu. 
Beide wohnen gegenüber dem Flüchtlingslager 
und geben mir Einblick in ihren Alltag, seitdem laut 
offiziellen Zahlen 5000, inoffiziell wird jedoch von 
7000 Flüchtlingen ausgegangen, in Traiskirchen 
erstversorgt werden. Dabei wird dreimal betont, 
dass niemand etwas gegen die Flüchtlinge habe oder 
gar „rechtes“ Gedankengut fröne, sondern was ich 
immer wieder höre:  „Es sind zu viele!“ 
Für eine Gemeinde mit 18.000 Einwohnern eine 
unzumutbare Grenze. Hinzu kommen die kulturellen 
Unterschiede, die sich auf das Zusammenleben fatal 
auswirken, wie mir geschildert wird.

Ein Punkt, der von vielen Menschen, die es gut meinen 
und Hilfe leisten wollen, gerne ausgeblendet wird, wie 
ich finde. Die Frau und der Mann schildern, wie Flüchtlinge 
in den Gärten der Anwohner übernachten und berichten 
von einem Fall, wobei die vertriebenen Flüchtlinge sich 
einen Tag später mit einem Plastiksack voller Scheiße, 
den sie wie eine Wasserbombe an die Wand knallten, 
beim Einheimischen revanchierten. Einheimische 
Frauen trauen sich, vor allem wenn es dunkel ist, nicht 
mehr alleine auf die Straße, da sie von den jungen 
Männern angepöbelt werden. In den "Mühlbach", 
der der durch die Ortsgemeinde fließt, wagt sich 
niemand mehr hinein, da die Flüchtlinge achtlos 
Rasierklingen, Dosen, Glassplitter und vieles mehr 
hinterlassen. Zeltfeste sind zum Erliegen gekommen und 
von Einheimischen, die ihre Häuser verkaufen wollen, 
sie aber nicht los werden, ist auf mein Nachfragen die 
Rede. Vor allem aber höre ich immer diese zwei Sätze: 
„Wir sind keine ‚Rechten‘, die Flüchtlinge tun uns leid, 
aber es sind zu viele.“ Und es werden, ganz im 
Gegensatz zu den Versprechungen der Politiker und 
den Berichten der Medien immer mehr statt weniger. 

Auch das Gerücht, dass Frauen im Lager vergewaltigt 
werden macht die Runde. Wundern kann das niemanden. 
Dass eine private Pension, die Flüchtlinge aufnehmen 
wollte, nur aufgrund von Waschbecken, die in falscher 
Höhe lagen, den Behörden dafür ungeeignet schien, 
vervollständigt das desaströse Bild. Manchmal fehlen 
einem die Worte. 

Ich frage: Was ist mit den Politikern und der Polizei? 
Werdet ihr irgendwie unterstützt? 

Die Polizei macht was sie kann, es sind aber zu 
wenige, als dass sie sich um die Ortsansässigen 
auch noch kümmern könnten. Von den Politikern 
in Wien ist man maßlos enttäuscht. 
„Sie sollen 3 Monate hier leben, dann werden sie 
wissen was hier los ist“  hallt es mir von der Frau 
entgegen und der junge Mann nickt zustimmend. 
Ich blicke auf einen etwa 16-Järigen Burschen, 
der in einer Garageneinfahrt sitzt… „ja, so alt und 
bis 25 sind die meisten“ wird mir gesagt und das 
verbreitet großes Unbehagen. Und immer wieder 
höre ich, „es sind einfach zu viele“. Die Schilderung 
der Betroffenen geht weiter und ich solle schreiben, 
dass ein Alkoholverbot und Gutscheine (kein Bargeld) 
nützlich währen. Und vor allem kein Ende in Sicht. 

Hat sich in den letzten Tagen, vor allem nach 
dieser medialen Aufmerksamkeit, etwas zum 
Besseren verändert frage ich?

Nein, täglich kommen neue Flüchtlinge hinzu, täglich 
neue Zelte. Auch der Lärm in der Nacht wird angesprochen, 
viele Einheimische finden kaum noch Schlaf. Alles in allem 
eine unzumutbare Situation für die Einheimischen wie für 
die Flüchtlinge. Das ist offensichtlich.
Mir kommt der Vorschlag von Konstantin Wecker in den 
Sinn, als er meinte, man solle alle Flüchtlinge aufnehmen! 
Gut gemeint eben, aber nicht wirklich gut – für niemanden.

Und der Bürgermeister? Dem sind die Hände gebunden, 
wird mir gesagt. Sobald er gegen die gängige Praxis 
auftreten würde, wäre er im „rechten Eck“ und das 
möchte er vermeiden. Aber der Bürgermeister, 
Andreas Babler, ist beliebt und wird gemocht, 
das ist spürbar. 

Ich bedanke mich bei der Frau und dem Mann für 
ihre bereitwilligen Auskünfte und setze meinen 
Rundgang fort, indem ich auf die Ziegelmauer 
des Lagers klettere. Dahinter sehe ich junge 
Burschen, die zwischen Autowracks in einer 
völlig trostlosen Umgebung Fußball spielen. 
Dieser Teil des Lagers ist von außen uneinsichtig. 
Daher entschied ich mich, auf die Ziegelmauer zu 
klettern. Erneut kehren Bilder aus dem zerstörten 
Bosnien zurück. Daraufhin fahre ich im Schritttempo 
weiter. Überall begegnet mir Dreck, ich sehe Anwohner, 
die sich zwischen Garten- und Haustor unterhalten. 
Ich fühle Angst, Sorge und auch Ohnmacht, 
vor allem aber Wut.

In den Gesichtern der schutzsuchenden Flüchtlinge 
spiegeln sich Schmerz, Angst und Hoffnungslosigkeit. 
Manchmal jedoch blicken mir große Kinderaugen entgegen, 
denen man ansieht, dass sie für ihr junges Alter viel, 
zu viel gesehen haben.
Insgesamt nehme ich vor allem unter den jungen 
Männern, die mir in 4er, 5er oder 6er Gruppen 
entgegenkommen ein enormes Potential an 
Gewaltbereitschaft war.

Mit diesen Bildern verlasse ich das Erstaufnahmezentrum 
für Flüchtlinge in Traiskirchen und fahre nach Wien zurück.

Jahn J Kassl 


Volk gegen Regierung: 
Neuer Fall in den USA erregt AufsehenMarkus Gärtner: 
http://lichtweltverlag.blogspot.co.at/2015/08/volk-gegen-regierung-neuer-fall-in-den.html

Newsletter mit Botschaften (kostenlos bestellen):
http://www.lichtweltverlag.com/de/blog/nachrichten-abonnieren/index.html

Das Lichtweltportal ist frei von Werbung und verzichtet 
auf jede direkte externe Verlinkung, um die Klarheit der 
Homepage und reine Schwingung der Beiträge zu 
gewährleisten. Der Lichtweltverlag und der Autor 
führen über alle auf dieser Webseite veröffentlichten 
Inhalte ausnahmslos keinerlei Korrespondenz.