27. Mai 2012

DAS KREUZ MIT DER SEXUALITÄT, JJK


„Auf einem Dampfer, der in die falsche Richtung fährt, kann man
nicht sehr weit in die richtige Richtung gehen.“ (Michael Ende)

Dieser Ausspruch trifft wohl haarscharf auf den Zustand
der römisch katholischen Kirche zu.

Der Wiener Kardinal, Erzbischof Christoph Schönborn,
erklärte am 17.05.2012 in einem Interview in der italienischen
Tageszeitung „La Stampa“: „Die Position der Kirche über diese
Themen (Homosexualität) hat sich nicht geändert…“ und „…die
Kirche habe den Sündern immer Barmherzigkeit entgegengebracht
– und wir alle seien Sünder.“

Der Fall in Stützenhofen (wobei ein bekennender homosexueller
Mann mit 80 Prozent der Stimmen und mit dem Segen
von Schönborn zum Pfarrgemeinderat gewählt wurde)
sei „kein Präzedenzfall“, so der Kardinal.

Alles beim Alten, also zurück in die Zukunft!
Soweit nichts Neues aus Rom, soweit nichts Neues aus
dem Munde des höchsten katholischen Würdenträgers in Österreich.

Doch der Kardinal setzt noch drauf:
„Wir müssen erkennen, dass nicht nur jene,
die in einem objektiv moralisch ungeordneten Stand leben,
sondern wir alle Vergebung und Barmherzigkeit brauchen.“

Das ist echt stark – selbst für jene Menschen,
die von der Kirche einiges gewohnt sind:
„objektiv moralisch ungeordneten Stand…“
so man durch Gott die homosexuelle Neigung
in das Leben mitbekommen hat.

Ja, auch die Homosexualität ist gottgegeben,
gottgewollt und heilig!

„Ungeordnet“ ist da gar nichts,
da auch das der göttlichen Ordnung entspricht
  und was „objektiv“ ist, bestimmt zum Glück nicht mehr
die sexualfeindliche römische Kirche, gleich wer sich
dafür ins Zeug legt.

Und über die „Moral“ ja, darüber spricht die Kirche gerne,
geht aber ihrerseits mit den tausendfachen Missbrauchsfällen
der Pädophilie derart schlampig um, sodass einem ob der
Selbstherrlichkeit bang wird!

Barmherzigkeit für alle, die dieser bedürfen – gewiss!
Doch bedarf ein Mensch, der seine natürliche,
von Gott gegebene sexuelle Ausrichtung praktiziert,
explizit dieser?

Schwul sein, heißt krank sein – das meint die Kirche,
das ist Klartext!

Das freilich verschweigt der Kardinal,
denn dafür hat er seine Priester, die Bischöfe
und sonstige Talarträger, die sich dann und wann
öffentlichkeitswirksam mit solchen Aussagen in Szene setzen.
So viel dazu.

Schönborn geht als durchaus aussichtsreicher Kandidat
in das nächste Konklave. Vielleicht wagt er auch deshalb wenig,
obwohl eher anzunehmen ist, dass er wahrlich so empfindet
und auch so denkt.

Barmherzigkeit wird auch dem Wiener Erzbischof zuteil,
denn für einen Schwulen ist sein Sosein normal,
nur jemand, der damit nicht umgehen kann,
rückt diese Lebensart ins Unnatürliche;
und dass neben einer beängstigenden Anzahl von Priestern,
vor allem die römische Kirchen-Kurie, ein wahres Kreuz
mit der Sexualität hat, ist offensichtlich.

Das kann auch der als  „papabile“ gehandelte
Wiener Kardinal nicht umdeuten.

Es ist die falsche Richtung, auf die die Kirche Roms zusteuert,
und den aktuellen Soutanenträgern ist das kaum bewusst.

„Vor Gott sind alle gleich“,
steht in der Bibel und bei Römer 14:10-12 ist zu lesen:

Mit welchem Recht verurteilst du also einen anderen Christen?
Und warum schaust du auf ihn herab, nur weil er sich
anderes verhält?“

Es bleibt zu hoffen,
dass die Seelsorger dieser Kirche bibelfester werden!

Darauf zu vertrauen, fällt mir in diesem Falle wirklich schwer.


Jahn J Kassl