23. November 2015

Gezüchteter Terrorismus: US-Drohnenpiloten brechen ihr Schweigen



Ich habe mich oft gefragt, warum die Joystick-Drohnenpiloten still 
halten und wie sie den Stress ihrer "Arbeit" ertragen. Nun brechen 
auch hier die Dämme.   

„Wir können nicht länger schweigen und Tragödien wie in Paris mit 
ansehen, wenn wir wissen, welche furchtbaren Auswirkungen das Drohnenprogramm im In- und Ausland hat.“ 

In einem offenen Brief an US-Präsident Obama an US-Verteidigungsminister 
Ashton Carter und an den ebenfalls am Drohnenmord beteiligten CIA-Chef 
John Brennan, haben Brandon Bryant, Michael Haas, Stephen Lewis und 
Cian Westmoreland auf die verheerenden Auswirkungen dieser Verbrechen hingewiesen: „Wir müssen dafür sorgen, dass wir solche Terroristen nicht 
weiter produzieren“, so Bryant. Allerdings geschieht derzeit das genaue Gegenteil: „Wir halten diesen Zyklus am Laufen. Kinder fürchten sich davor, draußen in der Sonne zu spielen, weil immer dann die Drohnen kommen“, zitiert ihn der britische Guardian am 18. Oktober. 

Ich bin überzeugt, dass dieser, für dieses Milieu bisher beispiellose
Akt der Befreiung den Zerfall des Orion-Systems weiter beschleunigen 
und der Wahrheit auf weiteren Ebenen unserer Gesellschaft zum 
Durchbruch verhelfen wird.

Jahn J Kassl 


Gezüchteter Terrorismus: US-Drohnenpiloten 
brechen ihr Schweigen   

von Marc Dassen

Seit dem Machtantritt von US-Präsident und Oberbefehlshaber 
Barack Obama hat  sich die Kriegsführung der Vereinigten Staaten 
stark verändert. Konventionelle Truppen und Waffen spielen kaum 
noch eine Rolle, unbemannte Killerdrohnen, gesteuert aus den USA 
und technisch unterstützt durch den US-Stützpunkt im rheinland-pfälzischen Ramstein, erledigen heute die Drecksarbeit aus 
tausenden Kilometern Entfernung. 

Jetzt beschreiben vier ehemalige Drohnenpiloten in einem offenen 
Brief* an ihren Präsidenten die grausame Ineffizienz von Washingtons automatisierter Kriegsführung und warnen: Das wahllose Töten 
produziere „immer neue Terroristen“.

Viele hunderttausend Menschen in den Kriegsgebieten von Afghanistan, Pakistan oder dem Irak haben seit dem Beginn des sogenannten Kriegs 
gegen den Terror ihr Leben durch US- und NATO-Angriffe verloren – 
ein großer Prozentsatz davon waren Zivilisten.  Einige tausend dieser 
Opfer standen zuvor auf der präsidialen „Kill-Liste“ und kamen durch Drohnenangriffe der USA ums Leben, die Präsident Obama stets 
persönlich anordnet. Bei einigen dieser Killeraktionen hatten die 
Unterzeichner des offenen Briefes – Brandon Bryant, Michael Haas, 
Stephen Lewis und Cian Westmoreland – ihren Finger am Abzug. 

Drei von Ihnen saßen zwischen 2005 und 2011 am Joystick der 
fliegenden „Raubtiere“ und leiden heute nach eigenen Angaben 
unter posttraumatischen Belastungsstörungen, da sie von der 
eigenen Regierung als Vollstrecker eines unmenschlich geführten 
Krieges missbraucht wurden. „Als unsere Schuld wegen der Rolle, 
die wir bei der Umsetzung dieser systematischen Zerstörung 
unschuldigen Lebens innehatten, zu groß wurde, erlagen wir alle 
dem posttraumatischen Stress-Syndrom“ erklären sie einstimmig 
und machen dabei deutlich, dass ihre Regierung sie in der Folge 
ausgemustert und im Stich gelassen habe.

Der offene Brief richtet sich sowohl  an den Präsidenten selbst, 
wie auch an seinen Verteidigungsminister Ashton Carter und an 
den ebenfalls am Drohnenmord beteiligten CIA-Chef John Brennan. 
Darin schreiben die Veteranen: „Diese Regierung und ihre Vorgänger 
haben ein Drohnenprogramm aufgebaut, das sich zu einer verheerenden Triebfeder für den Terrorismus und die Destabilisierung der Welt entwickelt 
hat.“ 

Die traumatisierten Veteranen seien weiter zu der „Erkenntnis 
gekommen, dass wir durch die Tötung unschuldiger Zivilisten des 
Hass geschürt haben, der Terrorgruppen wie ISIS antreibt“. 
Dieses Eingeständnis, das noch dazu von direkt involvierten Militärs 
geäußert wird, sollte all jenen die Augen öffnen, die nach wie vor an 
die Effizienz und Sinnhaftigkeit dieses automatisierten Krieges 
glauben. „Wir haben die Verschwendung, die Misswirtschaft und
den Machtmissbrauch erlebt – und die Lügen, die unsere Regierung 
der Öffentlichkeit über die Wirksamkeit des Drohnenprogramms 
aufgetischt hat“, erklären die vier Whistleblower weiter. 

Gerade die schrecklichen Ereignisse in Paris haben die Unterzeichner 
des offenen Briefes dazu bewogen, endlich den Zusammenhang zwischen 
der barbarischen Kriegsführung der USA und den ebenso barbarischen Terroranschlägen fanatisierter Islamisten aufzudecken: 
„Wir können nicht länger schweigen und Tragödien wie in 
Paris mit ansehen, wenn wir wissen, welche furchtbaren 
Auswirkungen das Drohnenprogramm im In- und Ausland hat.“

Einer der Piloten, Brandon Bryant, war bereits Mitte Oktober vor 
dem NSA-Untersuchungsausschuss des Bundestages aufgetreten. 
Er war es, der die zentrale Rolle des US-Stützpunktes Ramstein nahe Kaiserslautern in Rheinland-Pfalz enthüllte und dazu erklärte: 
„Alle Daten, jede einzelne Information, die zwischen dem Flugzeug 
und der Mannschaft übertragen wurde, lief über Ramstein.“  
Ohne Deutschland, so wissen wir heute, wäre der US-Drohnenkrieg 
im Nahen und Mittleren Osten nicht denkbar. 

Unsere Bundesregierung trifft also eine direkte Mitschuld an der 
durch endlose Drohneneinsätze ausgelösten Gewaltspirale. Sie 
könnte das Treiben sofort beenden – doch Kanzlerin Merkel ist 
Obamas Militärapparat weiterhin treu ergeben. Die Ex-Piloten 
geben in ihrem Schreiben an, dass sie sich aus Sorge um die 
Verfassung und aus schlechtem Gewissen dazu entschlossen 
hätten, nun endlich mit der Wahrheit herauszurücken. 

Dabei hoffen sie auf Obamas Verständnis: „Wir hoffen, dass sie 
unsere Sicht der Dinge verstehen“, erklären sie, befürchten aber 
gleichzeitig,  „dass es vergebens ist, wenn man die beispiellose 
Strafverfolgung anderer Enthüller wie Chelsea Manning, 
Julian Assange und Edward Snowden betrachtet.“

In den vergangenen Jahren wurde das Drohnenprogramm, 
das heute jährlich Milliarden Dollar verschlingt, immer weiter 
ausgebaut, und das trotz immer lautender werdender Kritik 
und sich häufenden Fällen von versehentlichen „Kollateralschäden“.  
Bis 2019 will das Pentagon nach Angaben des britischen Guardian 
die Zahl der Drohneneinsätze nochmals um 50 Prozent steigern. 
Aus geheimen Dokumenten, die dem Newsportal The Intercept 
vor einiger Zeit zugespielt wurden, geht hervor, dass die Zahl 
der versehentlich getöteten Zivilisten teilweise bis zu 90 Prozent 
betrage. Zivile Opfer werden allerdings meistens als „Kombattanten“ 
bezeichnet, deren Akten verschwinden dann mit dem Vermerk 
„enemy killed in Action“ in der Schublade.

Am heutigen Freitag wird in New York der Dokumentarfilm 
„Drone“ Premiere feiern, in dem auch zwei der Unterzeichner
ihre Geschichte erzählen. Bryant glaubt heute nicht mehr, 
dass die moderne Kriegsführung der USA jemals zum Frieden 
führen wird. „Wir müssen dafür sorgen, dass wir solche Terroristen 
nicht weiter produzieren“, so Bryant. 
Allerdings geschieht derzeit das genaue Gegenteil:  
„Wir halten diesen Zyklus am Laufen. Kinder fürchten sich davor, 
draußen in der Sonne zu spielen, weil immer dann die Drohnen 
kommen“zitiert ihn der britische Guardian am 18. Oktober. 

Diese Wahrnehmung der USA im Ausland werde den Hass auf Amerika 
immer weiter steigern. Vor diesem Hintergrund ist es alarmierend, dass Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen ebenfalls mit der 
Idee liebäugelt, eigene Drohnen für die Bundeswehr anzuschaffen. 

Deutschland darf sich an der Automatisierung und Entmenschlichung 
moderner Kriegsführung nicht beteiligen, wenn es den Hass der
islamischen Welt auf den Westen nicht noch weiter anfachen will.
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Marc Dassen ist COMPACT-Redakteur 

*Offener Brief: https://www.documentcloud.org/documents/2515596-final-drone-letter.html 
Quelle: https://www.compact-online.de/gezuechteter-terrorismus-us-drohnenpiloten-brechen-ihr-schweigen/


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