8. November 2012

FLÜGEL DES ALLWISSENS, PARAMAHANSA YOGANANDA


Kinder des Einen, dem wir alle abstammen und entspringen!

Überwindet eure inneren „Feinde“, überwindet eure
inneren „Feindbilder“, überwindet all das, was in euch
für Unruhe sorgt, auch wenn eure Mitmenschen das
weder in euch vermuten noch von euch annehmen.

Betrachtet in aller Stille, eure Motive.
Welchen Motiven liegen all euere Handlungen zugrunde?
Dann habt ihr die Spur in das Licht aufgenommen und
dann seid ihr am Weg zu Gott.

Ja, ihr Menschenkinder,
noch immer ist es weit verbreitet,
nach großen Leistungen im Außen zu streben.

„Seht her, was ich geschafft habe“, seht her,
was ich erreicht und erlangt habe“, „bin ich nicht großartig“,
so ruft ihr aus, nur um euren mangelnden Selbstwert zu
übertünchen, so als ob man einen üblen Geruch,
durch ein teures Parfüm übertünchen könnte.

Große Leistungen ringt ihr euch ab.
Neue Rekorde im Sport, Höchstleistungen in der Wirtschaft,
bannbrechende Erkenntnisse in der Wissenschaft,
große Leistungen in der Kultur; und viele Menschen sehen gar
in der Arbeit ihr Heil und erschaffen unentwegt,
bis dass sie sich selbst ganz verlieren.

Gewiss, ein Fauler kann nicht eingehen in das Himmelreich,
jedoch was ist damit genau gesagt?

Gemeint ist, der Faule, der seine inneren Gefühle
der Unruhe und die inneren Zustände des Unwissens,
die inneren unerlösten Themen nicht ins Licht rückt.
Der es vermeidet diesen mutig und kompromisslos gegenüber
zu treten; dieser „Faule“ kann nicht eingehen in das Himmelreich,
gleich was er in der Welt durch Fleiß erlangt hat.

Viele Menschen trachten nach Ruhm, nach Herrlichkeit,
nach Anerkennung in der Gesellschaft, und werden
so erst fähig zu herausragenden Leistungen.

Herausragend dabei ist vor allem – und zumeist trifft das
tatsächlich auch zu – die Konsequenz, mit der ein solches
Wesen genau dadurch von seinen inneren Baustellen ablenkt.

Selbst die größten Wunder, die durch eine rein
menschliche Anstrengung erfolgen, sind nichts,
entgegen den Wundern, die ein geklärter menschlicher
Geist erschaffen kann.

Die Anzahl jener Menschen, die bei all ihrem wunderbarem
Tun in der Tat mit sich selbst im Frieden sind und die dabei
keinem äußeren Zwang, der der inneren Unvollkommenheit
zugrunde liegt, gehorchen, ist gering und diese Menschen
bleiben ausgenommen, von diesen Worten, die ich gebe,
damit alle Kraft des menschlichen Erschaffens zunächst
nach innen gelenkt wird.

Denn immer noch bedarf es aller Anstrengungen,
um die inneren „wilden Tiere“ zu zähmen,
um die gefährlichen und unerlösten Lebensthemen
zu bändigen, um den alles bestimmenden Grundton
eines geglückten Lebens zu finden, bis das das ganze
Wesen eingestimmt ist auf Gott.
(siehe auch, Autobiographie eines Yogi,
„Der Tiger-Swami“, Kap. 6, S.58 ff, Anm., JJK)

Nicht dem, der den Gipfel des Himalayas bezwungen
hat gebührt der Sieg, sondern dem, der am Fuße des
Himalayas erkennt, dass es dem weit schwierigeren
Aufstieg zur „Meisterschaft seiner Selbst“ alle Kraft
zu widmen gilt.

Nicht die, die am Himalaya ihre Flagge hissen
sind zu beachten, sondern die, die bei ihren inneren
Themen Flagge bekennen, sind die wirklichen Helden
dieser Zeit.

Denn die wahre Kraft des Himalayas geht von
seiner ihm innewohnenden Macht aus – unsichtbar,
jedoch für jeden zu erfahren, der seinen Blick vom
Außen in das Innere gelenkt hat.

Die größten Fortschritte macht eine menschliche
Gesellschaft dann, so sich ein bestimmter Teil der
Menschen, über alle menschlichen Begrenzungen erhoben hat.

Das bedeutet, sich über seine inneren „Feinde“ zu erheben.
Indem man sie erkennt, sie annimmt, sie lieben lernt und
dann entlässt, da sie sich als hinderliche Diener am Weg
ins Licht ausweisen.

Ihr könnt den höchsten Berg bezwingen,
den tiefsten Ozean erkunden, und ihr bleibt dennoch
der und die ihr seid.

Jedoch ihr könnt die Reise zu euch selbst antreten,
ohne Aufsehen, ohne Worte, ohne Publikum,
und ihr werdet am Ende dieser Reise erkennen,
dass jede Höchstleisung in der Welt der Maya,
eine kleine Übung darstellt, gemessen an dem,
was es bedeutet hat, seine inneren „Raubtiere“
gezähmt zu haben.

Erneut gilt es den Blick nach innen zu wenden und
die nach außen gerichtete Aufmerksamkeit zurückzunehmen.

Wahre Erkenntnis wird immer im inneren eines Wesens
geboren und keine Großtat in der Welt vermag dieser
Kraft das Wasser abzugraben oder zu reichen.

Lebendig seid ihr dann, so ihr aus eurem Herzen
ein reines und geläutertes Gefäß der Liebe macht,  
lebendig seid ihr dann, so ihr durch die Weisheit
eures erleuchteten Geistes sprecht und handelt
– wodurch ihr der Welt und den Menschen den
größten Dienst erweist.
  
Alles andere sind Aspekte eines Lebens,
das sich selbst noch im Außen erfahren möchte.

Die Weisheit des Himalayas verbirgt sich im inneren
dieses Gebirges, so wie sich die Weisheit eines Menschen
in seinem Herzen – unsichtbar jedoch alles am Leben
erhaltend -  verbirgt.

Versteht es, und ich weiß, denen die verstehen,
werden „Flügel des Allwissens“ wachsen und denen
die unwissend vor diesen Worten zurückweichen,
werden diese Flügel zu anderer Zeit angemessen.

Unser aller Vater im Himmel ist allgegenwärtig auf
dieser Welt. Wer Ihn ruft, wird Antwort erhalten,
wer nach Ihm Ausschau hält, wird Ihn sehen,
wer sich ganz Ihm übergibt, dem wird alles gegeben.

Wie sehr ich euch liebe
PARAMAHANSA YOGANANDA


Wir verneigen uns – ATOS TU NAH‘: