von Andreas von Rétyi
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Die Bilderberg-Tagung hat heute offiziell begonnen.
Das Interalpen Hotel Tyrol wurde mittlerweile in eine
Bergfestung
umfunktioniert, weiträumig abgesperrt und
von einem umfangreichen
Überwachungsnetz umgeben.
Einige persönliche Eindrücke belegen bereits, dass
diesem
Treffen ein besonderer Status der Geheimniskrämerei
zukommt. Kopp-Autor
Andreas von Rétyi ist vor Ort.
Vor dem Gesetz sind alle Menschen gleich – wirklich?
Oh nein, ganz sicher nicht! Die Verschärfung jeglicher
Überwachung, Kontrolle
und sämtlicher Gesetze, die
Einschränkung der Freiheit der Bürger, die
Ausgrenzung,
wenn es um global entscheidende Informationen geht, all
dies und
noch viel mehr belegt sehr deutlich, wie wenig das
»demokratische Prinzip« zu sagen
hat, wenn es um die
Interessen einiger sehr weniger Menschen geht, die enorme
politische, wirtschaftliche und militärische Macht in Händen
halten. Bilderberg 2015 legt beredt Zeugnis davon ab, für
wie bedeutsam die federführenden Kräfte diese jährlichen
Zusammenkünfte erachten.
Tendenz steigend. Ganz im
Gegensatz zu Kopenhagen im Vorjahr wird die aktuelle
Tagung in Telfs-Buchen zu einer Hymne an die Privatsphäre,
allerdings nur an
diejenige der Bilderberg-Macht-»Elite«.
Lichtscheue Bilderberger
Die Gruppe zeigt sich diesmal ganz besonders
lichtscheu.
Warum? Zum einen müssen die Initiatoren wohl wahrnehmen,
dass
alternative Medien zunehmend aufmerksamer werden und
zu einem gewissen Grad
dabei auch den Mainstream mitziehen,
zum anderen wirft die gegenwärtige
Abschottung ungeachtet
solcher Entwicklungen durchaus eine Reihe von
berechtigter
Fragen auf.
Vor allem: Wovor nur haben diese Mächtigen gerade
jetzt
offenkundig eine derartige Angst? Beinahe nichts darf nach
außen dringen,
und wenn durch die enorme Geheimniskrämerei
und die überbordenden
Sicherheitsmaßnahmen nicht auch einige
der eher sporadischen Teilnehmer mit der
Nase darauf gestoßen
werden sollen, auf welchem Level der Verschwiegenheit man
sich
hier bewegt, muss es tieferliegende Gründe geben. Doch all das
kann nichts
Gutes verheißen – im Adlernest des Interalpen
Hotel Tyrol brüten die Bilderberger dieser Tage offenbar
ein besonders dickes Ei aus.
Jeder, der momentan im Umland unterwegs ist, ohne auch
nur
das Hotel selbst sehen zu können, geschweige denn, sich ihm
nähern zu
können, spürt, dass hier im Geheimen etwas Großes,
Unbekanntes, Unschönes,
Gefährliches lauert. Laut offizieller
Information haben diesmal 140 Teilnehmer
aus 22 Nationen
für die Tagung zugesagt.
Ganz oben auf der Agenda stehen, ebenfalls laut der
allerdings
sehr spärlichen offiziellen Agenda, unter anderem die Themen
Künstliche Intelligenz, Cybersicherheit, die Bedrohung durch
chemische Waffen,
aktuelle Wirtschaftsfragen sowie Europäische
Strategie, neben etlichen
weiteren, nur grob umrissenen
Stichworten.
Natürlich schwingt noch der G7-Gipfel mit und wird
auch mit
dem jetzigen Polizeiaufgebot in Verbindung gebracht. Zeitweilig
sind mehr Polizeifahrzeuge zu sehen als zivile PKW. Auf den
kleinsten Bergstraßen des Umlandes begegnen sie dem
ahnungslosen Urlauber, sie parken vor Hotels und Herbergen,
die gleichzeitig dazu angehalten sind, zivile Gäste auszuspionieren.
dem jetzigen Polizeiaufgebot in Verbindung gebracht. Zeitweilig
sind mehr Polizeifahrzeuge zu sehen als zivile PKW. Auf den
kleinsten Bergstraßen des Umlandes begegnen sie dem
ahnungslosen Urlauber, sie parken vor Hotels und Herbergen,
die gleichzeitig dazu angehalten sind, zivile Gäste auszuspionieren.
Vielfach stoßen Besucher der schönen Region nun auf
bewachte
Straßensperren, Kontrollposten und Umleitungen. Mitten im Grün
tauchen
plötzlich eingezäunte Radaranlagen auf, die zu einem
komplexen Überwachungsnetz
gehören und von bewaffneten
Soldaten geschützt werden. Wer von Mittenwald aus
die Grenze
nach Österreich überqueren will, hat am Übergang Leutasch
keinen
Erfolg – hier ist gesperrt. Immerhin, über Scharnitz
kann man einreisen.
Doch noch vor der Grenze gibt es jetzt einen
Kontrollpunkt,
der an alte Zeiten erinnert. Das Schengener Abkommen ist
nämlich
bis zum 15. Juni aufgehoben – und somit zum Tag
nach Abschluss der
Bilderberg-Tagung.
Bei Mittenwald werden Einreisende nach Österreich
stichprobenartig kontrolliert, und wer in Richtung Telfs
weiterfährt, wird erst einmal feststellen, dass die Durchfahrt
auf der L35 nicht möglich ist. Sie wurde zwischen den Orten
Moos und Bairbach komplett gesperrt, sodass vielfach Umwege
nötig sind. Die Sperrungen werden durchgängig bewacht.
Über der gesamten Region kreisen Hubschrauber in
Zweierformation. Alles nur viel Lärm um nichts?
Kaum anzunehmen.
stichprobenartig kontrolliert, und wer in Richtung Telfs
weiterfährt, wird erst einmal feststellen, dass die Durchfahrt
auf der L35 nicht möglich ist. Sie wurde zwischen den Orten
Moos und Bairbach komplett gesperrt, sodass vielfach Umwege
nötig sind. Die Sperrungen werden durchgängig bewacht.
Über der gesamten Region kreisen Hubschrauber in
Zweierformation. Alles nur viel Lärm um nichts?
Kaum anzunehmen.
Das Hotel selbst ist wirklich geradezu perfekt vor Blicken
abgeschirmt. Auf dem Freigelände patrouillieren Sicherheitskräfte
mit
Spürhunden, die Security wurde gestern im Hotel noch einmal
instruiert und
gruppierte sich dazu auf den Terrassen, wurde
herumgeführt oder inspizierte die
Situation vom Dach aus.
Währenddessen kümmerten sich Hotelangestellte um letzte
kosmetische Eingriffe und Reparaturen, beispielsweise an
der Außenbeleuchtung.
Doch Einblicke sind insgesamt wirklich nur unter sehr
erschwerten Umständen möglich. Gelegen auf rund 1350 Meter
Höhe und von Waldgebieten umgeben, gibt es nur wenige direkte
Blickpunkte hinüber zum Hotel, und selbst diese Punkte liegen
meist kilometerweit entfernt, werden aber dennoch, Paranoia
sei Dank, durchaus gründlich bewacht. Beispiel Rauthhütte.
erschwerten Umständen möglich. Gelegen auf rund 1350 Meter
Höhe und von Waldgebieten umgeben, gibt es nur wenige direkte
Blickpunkte hinüber zum Hotel, und selbst diese Punkte liegen
meist kilometerweit entfernt, werden aber dennoch, Paranoia
sei Dank, durchaus gründlich bewacht. Beispiel Rauthhütte.
Die Wanderhütte
liegt auf etwa 1600 Meter Höhe und ist
dem Ostgipfel der Hohen Munde
vorgelagert. Wer sich
dorthin begibt, kann den Tagungsort beinahe wie auf einem
Präsentierteller vor sich sehen, wenn auch beinahe zwei
Kilometer weit entfernt.
dorthin begibt, kann den Tagungsort beinahe wie auf einem
Präsentierteller vor sich sehen, wenn auch beinahe zwei
Kilometer weit entfernt.
Ohne leistungsfähigere optische Hilfe ist er also
gewiss nicht
sonderlich detailliert zu erkennen und wohl auch kaum ein,
wie
auch immer geartetes, Sicherheitsrisiko. Trotzdem, die
Rauthhütte wurde von den
Behörden als »strategischer Punkt«
erkannt und für Bilderberg zu einer
Wachstation mit
Militärpersonal und Polizisten umfunktioniert.
Während des Aufenthaltes dort ergab sich folgende
einigermaßen aufschlussreiche Situation sowie ein Gespräch mit Soldaten und
Polizei. Bei der Ankunft bot sich ein Bild alpiner Idylle: Vor der
Hütte
standen Geländewagen der Einsatzkräfte. Einige Polizisten
saßen auf der
Terrasse, während sich zwei junge österreichische
Soldaten hinter der Hütte
aufhielten.
Einfach einmal darauf angesprochen, was sie denn hier
zu tun
hätten, antwortete einer von ihnen knapp und spürbar unsicher:
»G7«. Der
Einwand, der G7-Gipfel sei doch schon beendet,
führte wohl zu leichter
Irritation, denn was folgte, war eher
verlegen um den heißen Brei geredet. G7
sei eben noch
nicht ganz beendet. Dann schließlich dieser
Dialog:
Dialog:
Soldat: »Sie sehen doch da das Hotel, dort unten.«
»Sicher, was hat es damit auf sich?«
Soldat: »Die Bilderberger treffen sich dort.«
»Was hat das mit G7 zu tun?«
Soldat: »Einige sind von G7, aber es sind noch
andere
Personen anwesend, nicht aus der Politik, aber auch
sehr wichtige
Menschen.«
»Und deswegen müsst ihr jetzt hier stehen?«
Soldat: »Unsere Aufgabe ist, den Luftraum zu
überwachen.
Es gibt noch andere Posten und sie bilden ein Netzwerk.
Nicht über
Monitore, alles läuft über Funk.«
»Und das ist wirklich alles nötig?«
Soldat: »Ja, da sind auch wichtige amerikanische
Teilnehmer anwesend. Es sind nicht nur Politiker.«
Nun, dann war doch alles klar. Der Soldat wusste wohl
selbst kaum mehr. Nach Beendigung des Gesprächs
gesellte sich ein Alpinpolizist hinzu, der nun seine
Kontrollfunktion auszuüben hatte, zunächst noch als
stiller Begleiter.
gesellte sich ein Alpinpolizist hinzu, der nun seine
Kontrollfunktion auszuüben hatte, zunächst noch als
stiller Begleiter.
Auf einen freundlichen Gruß näherte sich der etwa
30-jährige
Beamte und fragte seinerseits freundlich:
»Wie geht es Ihnen?«
Anschließend erkundigte er sich
zielorientiert, ob er denn den Ausweis sehen
könne.
Das Gespräch entwickelte sich dann in folgender
Weise weiter:
Weise weiter:
»Wie kommen Sie dazu, meinen Ausweis sehen zu wollen?«,
lautete nun die im Tonfall zwar höfliche, aber doch
bestimmte
Gegenfrage. Der Beamte deutete auf das Emblem an seinem
Ärmel: »Hier«,
erwiderte er bloß. Anschließend begab er sich
dann mit dem Ausweis in Richtung
Hütte, holte auf der
Terrasse ein Handy aus seinem Rucksack und buchstabierte
den Namen ins Telefon. Dann das Geburtsdatum. Dann die
Staatsangehörigkeit und
auch die Personalausweisnummer.
Er wartete auf Rückmeldung zur polizeilichen
Führung, kam
dann zurück und meinte, »Sie haben nichts auf dem Kerbholz.«
Da hätte er wohl besser einmal bei einigen sehr aktuellen Gästen
des Interalpen
Hotels nachgehakt. Sicher wäre er dabei dann eher
fündig geworden. Und das ganz
massiv, gleichsam Bilderbergmassiv.
Der Beamte musste jedenfalls noch eine weitere Frage
erdulden: »Aber warum ist das alles hier so urplötzlich
nötig und offenbar so enorm wichtig?« Er blickte etwas
nachdenklich drein, wobei sich gleich anbot zu ergänzen:
»So etwas kenne ich nur von sehr wichtigen Veranstaltungen,
in einem solchen Umfeld ist mir das jedenfalls noch nie
passiert – und dann geschieht das ausgerechnet in Tirol
auf einer Alpenhütte.« Nun lenkte auch der Polizist ein:
»Es handelt sich um das Bilderberger-Treffen.
Wir machen stichprobenartige Kontrollen, wir
erdulden: »Aber warum ist das alles hier so urplötzlich
nötig und offenbar so enorm wichtig?« Er blickte etwas
nachdenklich drein, wobei sich gleich anbot zu ergänzen:
»So etwas kenne ich nur von sehr wichtigen Veranstaltungen,
in einem solchen Umfeld ist mir das jedenfalls noch nie
passiert – und dann geschieht das ausgerechnet in Tirol
auf einer Alpenhütte.« Nun lenkte auch der Polizist ein:
»Es handelt sich um das Bilderberger-Treffen.
Wir machen stichprobenartige Kontrollen, wir
kontrollieren die Leute, die hier heraufkommen.«
Das klang allerdings
weniger nach Stichprobe.
Zwei Schweizer Bilderberg-Rechercheure berichteten mir
ebenfalls, sie seien am selben Tag innerhalb nur einer Stunde
fünfmal von
Beamten kontrolliert worden, und auch auf der
Rauthhütte habe man sie wieder befragt
sowie das Fotografieren
untersagt. Kontrollen finden also tatsächlich an den
diesbezüglich
aberwitzigsten Örtlichkeiten statt, weitab des Hotels, sogar auf
abgelegenen Berghütten, wo niemand damit rechnen würde.
Angesichts dieser
beispiellosen Sicherheitsbedürfnisse und
Maßnahmen möchte man sich fast schon
etwas fremdschämen,
vor allem beim unweigerlichen Gedanken daran, wie wenig die
Privatsphäre des Bürgers respektiert wird.
Heimlicher denn je
Die Anwohner der Region zeigen sich häufig schon entnervt
Die Anwohner der Region zeigen sich häufig schon entnervt
und finden dieses Aufgebot einfach nur schrecklich. Was da
in dem
Hotel diskutiert wird? Nun, dazu gibt es vielfach nur
Spekulation. Ein
österreichischer Gastronom, der wusste,
dass es sich um eine Tagung der Bilderberger
handelt,
erklärte: »Die reden über den Klimawandel.« Und er
betonte zu
hoffen, die Bilderberger würden nach dieser
Tagung lange nicht mehr in die
Gegend kommen.
Von »blicken lassen« kann bei ihnen ja faktisch keine
Rede sein. Die Fahrer der luxuriösen schwarzen Limousinen,
die als Konvoi zum
Hotel fuhr, bemühten sich, allzu neugierigen
Blicken möglichst schnell zu
entrinnen. Hinauf auf den temporären österreichischen »Ersatzolymp«, ins
pyramidenförmige Interalpen
Hotel Tyrol, wo nun wieder über die Geschicke
unserer Welt
entschieden wird, heimlicher denn je.
Quelle:
http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/enthuellungen/
andreas-von-r-tyi/die-63-bilderberg-konferenz-erste-eindruecke-vom-oesterreichischen-olymp.html
Andreas von Rétyi ist Wissenschaftsjournalist und Sachbuchautor.
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Andreas von Rétyi ist Wissenschaftsjournalist und Sachbuchautor.
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