2. November 2015

SPD-Landrat Trapp: "Flüchtlinge haben eine Bringschuld"


München - Er ist der dienstälteste Landrat Bayerns - und für 
einen SPD-Politiker sind seine ungeschminkten Äußerungen zur Flüchtlingsintegration eher ungewöhnlich. Ein Interview mit 
Heinrich Trapp, dem Landrat von Dingolfing-Landau.

Heinrich Trapp ist seit 1991 Landrat im niederbayerischen 
Dingolfing-Landau, er ist der dienstälteste Landrat Bayerns. 
Der Politiker trat vergangene Woche bei einem SPD-Kommunalgipfel 
zur Flüchtlingsintegration auf und schilderte recht ungeschminkt seine frustrierenden Alltagserfahrungen – Äußerungen, die man bei der 
SPD eher selten hört. Grund genug für ein Interview.

Herr Trapp, Sie haben bei einem SPD-Kommunalgipfel gesagt: 
Wir schauen den Flüchtlingen in die Augen und sehen die 
Probleme. Welche sind das?  

Eine Vielzahl. Das beginnt schon bei den Unterkünften. 
Wir sind ein ganz normaler Landkreis, haben derzeit gut 
1000 Asylbewerber und Flüchtlinge, 600 davon sind dezentral 
untergebracht. Wir bringen die Zuwanderer in Pensionen unter 
und mieten Häuser an. Niemand sollte glauben, dass man da 
offene Türen einrennt. Oft wohnen die Vermieter nicht am Ort, 
sondern weit weg. Jede Unterkunft hat ihren hohen Preis. 
Die Regierung von Niederbayern zahlt für ein Einfamilienhaus 
mit 180 m² Wohnfläche eine monatliche Miete von über 4200 Euro 
inklusive Nebenkosten; 20 Euro pro Tag und Person, wenn Pensionen 
genutzt werden müssen.

4200 Euro ist in Dingolfing-Landau wohl nicht die ortsübliche Miete? 

Nein. Vollkommen ausgeschlossen, dass das sonst jemand zahlt.

Aber es gibt Wohnungsmangel.

Sicherlich. Der Wohnungsmarkt ist total überhitzt und funktioniert 
kaum noch. Das ist auch ein Problem für viele Syrer, die schon das 
Bleiberecht haben und jetzt Unterstützung durch Hartz IV und die 
Kosten der Unterkunft erhalten. Die müssten sich selbst eine Wohnung 
suchen – aber die finden sie nicht. Das wird ein großes Dilemma werden 
und frustriert vor allem die ehrenamtlichen Helfer, die auch keine 
Wohnungen herbeizaubern können.

Sie haben gesagt, die Syrer hätten eine Sonderrolle. 
Inwiefern?

In den Unterkünften gibt es Eifersucht, Neid und Streit zwischen 
den Nationalitäten. Fast könnte man sagen, es gibt Flüchtlinge 1. 
und 2. Klasse. 1. Klasse – das sind die Syrer, die seit September 
eine Sonderstellung haben, weil sie sehr schnell die Aufenthaltserlaubnis erhalten. Mit längerer Aufenthaltsdauer entwickelt sich bei einem immer 
größer werdenden Teil der Syrer eine unangemessene Anspruchs-Haltung, 
die vor allem unsere freiwilligen Helfer unangenehm zu spüren bekommen. 
Du musst mir helfen, heißt es dann. Warum bekomme ich keine Wohnung? 
Wo ist mein Job? Warum ist das warme Essen noch nicht da?

Wie läuft es mit den Sprachkursen?

Mit den Syrern haben wir noch wenig Erfahrungen, sind aber vorsichtig optimistisch. Mit Irakern, Somaliern, Eritreern und Senegalesen haben 
wir eher durchwachsene Erfahrungen. Es gibt Sprachkurse ehrenamtlicher Helfer, die beginnen mit 20 Leuten, und nach einer Woche sind es nur 
noch vier. Es gibt Flüchtlinge, die lehnen es ab, von Frauen unterrichtet 
zu werden. Generell haben wir viel mehr Analphabeten unter den 
Flüchtlingen, als man erwartet hatte – auch bei den Syrern, wo 
wir eigentlich eine überdurchschnittliche Schulbildung vermutet hatten. 
Da wird vieles überschätzt: Wer im Irak als Schreiner arbeitete und 
mit Säge und Hobel geschickt ist, muss sich in einem deutschen 
Betrieb mit computergesteuerten Maschinen erheblich nachqualifizieren 
lassen. Anderes Beispiel: Für BMW entsteht bei uns in Wallersdorf ein 
neues Logistikzentrum für Ersatzteile. Zusammen mit der Agentur 
für Arbeit übernehmen wir die Kosten für 20 Ausbildungsplätze im Berufsbildungswerk Waldkraiburg – speziell für Flüchtlinge. 
Wir haben bis jetzt keinen einzigen, der die Voraussetzungen erfüllt, 
also einigermaßen Deutsch kann. Die, die wir im Auge hatten, haben 
diese Chance nicht genutzt. Ich sage Ihnen Folgendes: In drei Jahren 
wird es in den Talkshows heißen, die Politik hat versagt, hat den 
Flüchtlingen nicht genügend Deutsch beigebracht und nicht genug 
Wohnungen geschaffen. Da ist viel billige Polemik programmiert.

Was kann man tun?

Wir müssen die Flüchtlinge vom ersten Tag an fordern und ihnen
klarmachen, dass es bei uns Regeln gibt, die für alle gelten. 
Ich rege an, mit jedem Zuwanderer eine Vereinbarung darüber
zu treffen, was er tun kann und will, um die Sprache zu lernen 
und hier heimisch zu werden.

Ist Integration auch eine Frage des Alters?

Ja, das Alter ist ein wesentliches Kriterium für die Erfolgsaussichten. 
Die Kinder und Jugendlichen werden es am ehesten schaffen, wenn
sie dazu von ihren Eltern unterstützt werden. Das sieht man bei den berufsschulpflichtigen Flüchtlingen. Sie haben 17 Stunden 
Berufsschulunterricht und 18 Stunden Gesellschaftskunde in 
der Woche. Da haben wir eine recht hohe Erfolgsquote. 
Die Lehrer sagen: Wir haben selten so fleißige, hilfsbereite 
und ambitionierte Schüler erlebt. Wir bräuchten allerdings 
mehr Plätze in den Berufsschulen. An der Berufsschule Dingolfing 
fallen zurzeit schon 80 Stunden Pflichtunterricht wegen Lehrermangels 
aus. Allerdings: Ab 25 Jahren aufwärts ist die Bereitschaft, sich hier anzustrengen, bei vielen nicht sehr ausgeprägt. Ein Caritas-Betreuer, 
der wirklich unverdächtig ist, sagte mir, bei vielen afrikanischen 
Flüchtlingen brauche er vor halb elf Uhr keinen Termin ausmachen. 
Die Bereitschaft, früh aufzustehen oder pünktlich zu sein, sei nur 
rudimentär entwickelt. Ein Sonderproblem ist neuerdings der 
Schulbesuch von Mädchen. Es gibt bei zahlreichen Flüchtlingen 
Vorbehalte, ihre Töchter in die Schulbusse zu setzen, wo sie 
wegen der Enge in körperliche Berührung mit Jungs kommen
könnten. Hier muss man einfach sagen: Leute, ihr werdet in 
unserem Land nur eine Zukunft haben, wenn ihr bereit seid, 
unsere gesellschaftlichen Regeln zu respektieren und Deutsch 
zu lernen. Sonst droht eine Parallelgesellschaft.

Der Nürnberger OB Maly sagt, bei Asyl könne es keine 
Obergrenze geben. Stimmen Sie zu?

Beim Anspruch auf Asyl ja. Bei den Flüchtlingen sieht auch die 
UNO Kontingente als probates Instrument an, um die Nachbarländer 
der Konfliktstaaten zu entlasten. Da muss auch der Aufenthalt begrenzt 
werden können. Einen Kardinalfehler merkt man, wenn man mit den 
Flüchtlingen redet. Sie sagen, Mama Merkel hat uns eingeladen. 
Das bekommen unsere Helfer zu spüren. Ein Helfer, der sich seit 
drei Jahren engagiert, sagte mir, er sei total fertig. Frustriert, 
weil die Infrastruktur fehlt, um richtig helfen zu können; frustriert 
aber auch von den Asylbewerbern selber, weil sie so wenig 
Eigeninitiative und Bereitschaft zeigen, sich in diese Gesellschaft 
zu integrieren. Viele Außenstehende sehen ziemlich blauäugig zu. 
Bei uns ist so eine Pfadfinder-Hilfsbereitschaft da, die ja auch 
wichtig ist, vor allem in der Anfangszeit. Aber das ist nicht alles, 
viele Flüchtlinge werden lange hier leben. Den Kommunen werden
dann Verantwortung und Ärger bleiben, wenn das private Engagement 
bröckelt.

Haben Sie nicht die Befürchtung, dass Sie jetzt von 
der falschen Seite Applaus bekommen? 

Ich sehe, dass es aus dem Ruder läuft. Das nicht zu sagen, 
wäre auch der falsche Weg. Es läuft gewaltig aus dem Ruder, 
weil die Erwartungen zu unterschiedlich sind und wir viele der 
Asylbewerber sprachlich nicht erreichen. Wir müssen den 
Flüchtlingen sagen: Von Euch wird auch etwas erwartet. 

Man tut den Flüchtlingen was Gutes, wenn man ihnen eine 
gewisse Bringschuld für ein gutes Miteinander kenntlich macht, 
wenn sie als Gäste in einem fremden Land sind, bei Menschen, 
die ihnen helfen wollen. 

Das Gespräch führte Dirk Walter
Nachsatz: Landrat Trapp hat seine Position auch in einem Brief an Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles dargelegt. Der Brief endet 
mit dem Appell: „Ich bitte Sie, die Zuwanderer vom ersten Tag 
an zu fordern.“ 
__________________________________________________

Quelle: http://www.merkur.de/bayern/heinrich-trapp-interview-
fluechtlinge-haben-eine-bringschuld-5697370.html

Europas Blindflug in der Einwanderungskrise - JJK
 
Newsletter mit Botschaften hier kostenlos bestellen

Das Lichtweltportal ist frei von Werbung und verzichtet 
auf jede direkte externe Verlinkung, um die Klarheit der 
Hompage und reine Schwingung der Beiträge zu 
gewährleisten. Der Lichtweltverlag und der Autor
führen über alle auf dieser Webseite veröffentlichten
Inhalte ausnahmslos keinerlei Korrespondenz.